Die Ich-Pleite: Tantenthese

Da Frauen auf andere Frauen nicht gut mit dem Dolch losgehen können, geben sie ihnen gute Tipps.

Meine Tante zum Beispiel riet mir, als ich ca. 13 war, Taschentücher in meinen BH zu stopfen. Sie hätte das genauso gemacht. Sonst hätte sie sicher nie meinen Onkel kennengelernt und meinen Cousin und meine Cousine gekriegt. Den BH nicht mit Taschentüchern auszustopfen war demnach eine sichere Kindervermeidungsstrategie. Später hat die Lektüre von wissenschaftlichen Studien die Tantenthese untermauert. Männer, so hat man festgestellt, reagieren mehr auf Frauen mit größeren Oberweiten. Sie geben ihnen dafür nicht unbedingt eher den Nobelpreis, aber dafür mehr Trinkgeld. Ethnopsychologen haben nach Erklärungen gesucht. Mutter Natur, so die Vermutung, habe das Männergehirn ein bisschen bei seinen Fortpflanzungsversuchen unterstützt. Bei einem kleinen Busen war es einem noch nicht des Fragens mächtigen Urmann möglich, sich über das Alter seiner Trägerin zu täuschen. Bei einem Anita-Ekberg-Busen hingegen passierte ihm das nicht so leicht. Allerdings nur bis zur Erfindung des BHs mit seinen Push-up- und Wonder-Qualitäten. Danach hat das Täuschen wieder angefangen. Und wie man sieht, ist der fortpflanzungswillige Mann ohne Mutter Natur aufgeschmissen. Die Geburten gehen weltweit zurück! Bisher hat man nur noch nicht die wahre Ursache dafür entdeckt. Aber es wird ja noch schlimmer! Denn inzwischen hat meine Tante ihren Taschentüchertrick Silikonherstellern und Schönheitschirurgen verraten. Seither brauchen wir eigentlich keinen BH mehr. Es sei denn, um zu verschleiern, dass wir ihn nicht mehr brauchen. Ich wünsche dem BH alles Gute zum Hunderter!

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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