Die Ich-Pleite: Kaputte Sachen

„Hast du einen Schraubenzieher?“, fragt meine Nachbarin Josefine. Klar! Ich bin Feministin und die Tochter eines Handwerkers. Ich besitze einen Werkzeugkasten, seit ich „Hammer“ sagen kann.

Als Frau muss man Dinge selbst reparieren können. Sicher, nicht immer kann man sich SOFORT um kaputte Sachen kümmern. Manchmal ist es zum Beispiel im WC ein paar Wochen dunkel, weil man gerade keine Zeit hat. Wenn man also zufällig bei einem Lampengeschäft vorbeikommt und in der Auslage eine hübsche batteriebetriebene Campinglaterne sieht, kann es schon sein, dass man sie kauft. Später hätte man immerhin ein Licht, falls man einmal bei –20° in einem Biwak übernachten wollte. Wegen des ökologischen Fußabdrucks kaufe ich gleich ein Batterieladegerät dazu. Blöderweise ist das Licht aber dann eine zu blasse Funzel. Ich sehe nicht einmal den Gartenfoto-Wandkalender. Geschweige denn die Klozeitung. Aber im Moment starre ich sowieso den ganzen Tag nur auf meinen Computer. Wenn ich schon dabei bin, schaue ich gleich, ob es keine besseren Batterielampen gibt. Hier ist eine! 101 Kunden finden diese Lampe gut. Zwei Tage später bringt mir die Post das neue Klolicht. Es ist nicht so hübsch wie die Laterne, dafür aber heller. Theoretisch. Denn leider ist es kaputt und zum Zurückschicken bin ich zu faul. „Und?“, fragt Josefine noch einmal, „hast du einen Schraubenzieher?“ Ich bringe ihr meine Werkzeugkiste und mache einen Kaffee. „Der Kaffee ist fertig!“, rufe ich aus der Küche. „Das Licht geht wieder!“, ruft Josefine aus dem Klo. Sie findet es gut, dass ich eine Kolumne über sie schreibe. „Aber eines verstehe ich nicht“, sagt sie, „warum hast du bei meinem Namen das ,ine‘ angehängt?“ Josefinen sind geschickt, aber oft ein bisschen begriffsstutzig.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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