Die Ich-Pleite: Junge Männer

Ich mache mir Sorgen um die jungen Männer. Nur vier Prozent weltweit sind mit ihrem Aussehen zufrieden.

Bei den Deutschen sind es nur zwei Prozent. Sie fühlen sich nicht wohl in ihrem Körper und denken durchschnittlich alle 15 Minuten daran, dass sie zu kurze Gliedmaßen, zu dünne Oberarme oder einen zu weichen Bauch haben. Und was man dagegen tun kann. Im Internet finden sie Apps, die sie alle 10 Minuten daran erinnern, Klimmzüge zu machen. Ziel ist der „Popeye arm“. Auf Facebook geben sie sich gegenseitig Tipps, woran man sich im Alltag überall hochstemmen kann: Türrahmen, Haltestangen im Bus, Parkbäume, Verkehrszeichen. Sie tauschen sich aus über die effizientesten Sixpack-Übungen, die beste Eiweiß-Diät und die schmerzloseste Entfernung von Körperbehaarung. Wer sich einen ordentlichen Bizeps erstemmt hat, postet ein Selfie. Viele bekommen aber auch Essstörungen oder Depressionen. In ihrer Freizeit schauen sich 65 Prozent der 12- bis 17-Jährigen am liebsten Castingshows im Fernsehen an. Wer die härtesten Muskeln hat und nicht davonläuft, wenn die Jury ihm zuruft: „Du musst hart werden! Ich will nichts schwabbeln sehen!“ oder „Mach den Bizeps dicker!“, kann Model werden. Jeder zweite jugendliche Fernsehzuschauer träumt von dieser Karriere. Generell denken junge Männer, dass sie bessere Berufschancen haben, wenn sie sportlich und schlank sind. Und sie haben recht. In den USA verdienen Männer mit einem Body-Mass-Index von 20 im Durchschnitt um 15.600 Dollar mehr als Männer mit einem BMI von 24. Diese Studienergebnisse stehen im neuen Buch von Gabriela Häfner und Bärbel Kerber „Das innere Korsett“. Nur dass es sich beim „Popeye arm“ um den „Thigh Gap“ und bei den jungen Männern um junge Frauen handelt.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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