Die Ich-Pleite: BesucherInnenformular

Meine Nachbarin hat innerhalb von ein paar Wochen mit dem Rauchen und Trinken aufgehört.

Aber ohne den Besichtigungstermin bei der großen Wohnungsverwaltung hätte sie das nicht geschafft, sagt sie. Bis dahin sei sie ungeduldig und nervös gewesen. Nachher die Ruhe selbst. Eines Tages, sagt sie, sei sie auf der Suche nach Räumlichkeiten für ihre Massagepraxis an einem leer stehenden Gassenlokal vorbeigekommen. Ideal für ihre Zwecke. Neben dem Eingang stand eine Telefonnummer. Sie hat sofort angerufen. Ein Callcenter hat ihr einen Rückruf versprochen. Nach zwei Tagen, in denen nichts geschah, rief sie wieder an. Das Callcenter sagte: „Wir rufen innerhalb von 72 Stunden zurück. Die sind noch nicht um.“ Nach 71 Stunden kam der Rückruf. Frage: „Haben Sie schon ein BesucherInnenformular ausgefüllt?“ Nein. Also ging die Nachbarin in das Büro der großen Wohnungsverwaltung, holte das Formular, füllte es aus und schickt es hin. Zwei Wochen geschah nichts. Die Nachbarin rief wieder an. Das Callcenter versprach einen Rückruf innerhalb von 72 Stunden. Beim Rückruf fragte die Nachbarin nach einem Besichtigungstermin. Leider sei das BesucherInnenformular noch nicht eingelangt, sagte der Rückruf. Ein paar Tage später, die Nachbarin hat inzwischen ein autogenes Training absolviert, erhält sie per Post die Bestätigung, dass das BesucherInnenformular eingelangt ist. Sie rief an. Das Callcenter versprach einen Rückruf innerhalb von 72 Stunden. Beim Rückruf erfährt sie zwischen mehreren Atemübungen, dass der zuständige Betreuer leider nicht da sei, sie aber innerhalb von 72 Stunden zurückrufen wird. Zwei Monate später hatte sie einen Besichtigungstermin. Jetzt hat sie dort ein buddhistisches Zentrum eingerichtet.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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