Die Ich-Pleite: Freundlichkeitszuschlag

Ich bin dafür, dass das Flugpersonal ordentlich bezahlt wird.

Ich wäre bereit, für einen Flug von Berlin nach Wien einen Freundlichkeitszuschlag von, sagen wir, fünf Euro zu zahlen. Wenn das 150 Fluggäste machen, kommen 750 Euro zusammen. Wenn man das Geld durch fünf teilt, bekommt jeder immerhin noch 150 Euro dafür, dass er die Fluggäste freundlich behandelt. Praktikanten arbeiten dafür zwei Wochen in einer Werbeagentur. Manche Airlines machen das mit dem Freundlichkeitszuschlag von selbst. Bei denen buche ich am liebsten. Aber was passiert, wenn die freundliche Airline ihren Berlin-Rückflug von einer Billigairline abwickeln lässt? Der Hinflug ist friendly, der Rückflug ist unfriendly. Das beginnt schon beim Web-Check-in. Der ist nämlich „aus technischen Gründen“ nicht möglich. Ich bin froh, dass ich ihnen nicht persönlich unsympathisch bin oder sie mich nicht aus ästhetischen Gründen nicht einchecken lassen, aber den Sitzplatz darf ich mir halt nicht aussuchen. Anderen Leuten geht es auch nicht besser. Deshalb tausche ich meinen Platz für ein getrennt eingechecktes Paar. Später kommt die Stewardess mit Snacks und Getränken. Ich möchte nur Wasser, aber das bekomme ich nicht. Aus finanziellen Gründen. „Dafür haben Sie ja ein ordentlich günstiges Ticket bekommen“, bellt mich die Flugbegleiterin an, „und der Ton macht die Musik!“ Ich werte es als persönlichen Therapieerfolg, dass mich einmal jemand für unverschämt hält. Und später finde ich auch heraus, warum. Durch den Sitzplatztausch bin ich in die Holzklasse abgerutscht. Die Flugbegleiterinnengehälter sind nicht für Freundlichkeit kalkuliert, die nicht bezahlt wurde. Blöd ist halt, wenn die Fluggäste untereinander freundlich sind. Aber damit kann man ja nicht rechnen.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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