Die Ich-Pleite: Friendly Airline

Sicher, bei meinem letzten Flug von Berlin nach Wien hat man mich fast verdursten lassen, und ich bin von der Flugbegleiterin angeschnauzt worden.

Und ja, die friendly Airline hat es mir nicht vorher gesagt, dass sie mich mit einer Billigfluglinie zurückfliegen lässt. Aber ich kreide es ihr trotzdem nicht an, dass sie auch noch meinen Koffer verloren hat. Ich finde, jeder kann einmal zwei Fehler machen. Das ist menschlich vollkommen normal. Außerdem hat sie mir den Koffer schon für den nächsten Tag versprochen. Soll halt meine Schmutzwäsche noch für ein, zwei Tage durch die Welt fliegen. Ist ja nicht mein ökologischer Fußabdruck. Leid tut’s mir nur um die zehn groooßartigen Dattelbars vom Café Einstein, die in meinem Koffer lagern. Aber es gibt so viele schöne Kuchen auf der Welt. Man tröstet sich halt mit dem nächstbesten. Gut, meine Ladegeräte sind auch im Koffer. Aber dann nehme ich das eben als Anlass, mir endlich Zweitladegeräte zu besorgen. Beim Einschlafen vermisse ich mein Einschlafhörbuch. Aber genau für solche Fälle gibt es Schlafmittel. Am nächsten Tag kommt der Koffer nicht. Und ich bemerke, dass auch meine To-do-Liste im Koffer ist. Sofort verplempert man den Tag und ruft die Kunden nicht zurück. Am übernächsten Tag höre ich immer noch nichts vom Koffer. Und ich denke an meine schöne Yamamoto-Hose, die ich in Berlin gekauft habe. Wahrscheinlich befindet sie sich schon auf einem Basar in Prishtina. Vorsichtshalber kaufe ich mir eine andere. Am vierten Tag ersetze ich Cremen und Kosmetikprodukte im Wert eines Berlin-Hin-und-Rückfluges. Einen neuen Koffer brauche ich natürlich auch. Am Abend ruft die Airline an. Super friendly. Mein Koffer ist da! Die Nach-Hause-Lieferung ist gratis.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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