Die Ich-Pleite: Ausreden

Das Schöne an der modernen Hirnforschung ist ja, dass Mann jede Menge guter Ausreden für schlechtes Benehmen finden kann.

Nehmen wir nur das Nicht-Zuhören. Wenn Ihre Freundin mit Ihnen über Mutters Geburtstagsgeschenk sprechen möchte, ist es doch so, dass Sie sich von jeder Stubenfliege vom Thema „Heizdecken versus Heizkissen“ ablenken lassen, stimmt’s? So etwas hat Ihnen bisher immer Scherereien eingebracht. Aber dank der bildgebenden Verfahren in der Biopsychologie können Sie jetzt sagen: „Das Gehirn des Mannes ist so. Es reagiert überstark auf Bewegungen. Das war wahrscheinlich von evolutionärem Vorteil für die Menschheit.“ Und möglicherweise werden Sie damit Ihrem Gegenüber ein Grinsen entlocken. Aber versuchen Sie nicht, mit diesem Argument zu kommen, wenn Sie mit Ihrer Freundin im Straßencafé sitzen, und die visuelle Ablenkung ist ein hübscher Hüftschwung oder ein vorbeischwebendes Dekolleté. Denn da hört sich der Spaß für Ihre Freundin auf. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Reflexe zu kontrollieren! Oder (wenn das nicht geht) die Reflexe zu verbergen. Zum Beispiel, indem Sie eine großformatige Zeitung „lesen“. Oder im entscheidenden Moment Ihre Freundin von der Straße ablenken: „Schatzi, willst du dir nicht noch eine Nachspeise aussuchen?“ Wenn Sie allerdings überführt sind, empfiehlt es sich, eine Notlüge zu aktivieren: „Ach, da war eine Frau? Hab ich gar nicht gesehen! Ich hab auf den Mann geschaut. Findest du, so ein kurzes Sakko würde mir auch stehen?“ Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Nur eines sollten Sie nicht tun: Glauben, Ihre Freundin hätte Sie nicht durchschaut. Denn das weibliche Gehirn hat auch seine urgeschichtlichen Instinkte: Es kann besonders gut in Gesichtern lesen.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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