Die Ich-Pleite: Der Nachbar sein Beet

Ein Urban-Gardening-Projekt hat überhaupt nichts mit einem herkömmlichen Schrebergarten zu tun.

Hier gibt’s keine überehrgeizigen Meine-Gurken-sind-schöner-als-deine-Hobby-Gemüsezüchter oder zwänglerischen Gartenzwerge-Pedanten. Alle sind freundlich, locker und hilfsbereit. Man gibt sich gegenseitig wertvolle Dünge- und Ungeziefervernichtungstipps, und wenn jemand auf Urlaub fährt, übernimmt man gerne das Gießen. Sicher, es kann ein bisschen lästig sein, mit der 25-Liter-Gießkanne 20 Mal für das eigene und dann noch 20 Mal für das fremde Beet Wasser zu holen. Vor allem, wenn sich der Nachbar sein Beet am entferntesten Eck des Gemeinschaftsgartens ausgesucht hat. Aber natürlich gießt man das fremde Beet eher ein bisschen zu viel als zu wenig! Zumindest in den ersten zwei Tagen. Dann regnet es eh. Danach sind die Nachbarstomatenstauden immer noch höher als die eigenen. Und mehr Früchte tragen sie auch. Drei Stauden mit 17 Früchten statt drei Stauden, zwölf Früchte. Da ist es auch nicht so tragisch, wenn man einmal einen Tag Gießen ausfallen lässt. Seine Tomaten kann der Nachbar eh erst essen, wenn er aus Zakynthos zurückkommt. Eigentlich muss man sogar schauen, dass sie nicht zu schnell wachsen. Gießen nur jeden dritten, vierten Tag. Es ist zwar gerade eine Hitzewelle, aber Tomaten mögen es eh gern warm. Zwei Wo­chen sind schnell vorbei, und morgen kommt der Nachbar schon zurück. Da schau ich vielleicht noch einmal zu seinem Beet. Nur: Welches ist jetzt sein Beet? Doch nicht das mit dem verdorrten Unkraut? Aufgesprungene Erde, vertrocknete Salbeireste und braune Tomatenstauden mit zwei kümmerlichen Früchtchen! Ojeee!! Der Nachbar wird glauben, dass ich sein Beet nicht gegossen habe!

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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