Die Ich-Pleite: Winterdrogen

Der November ist auch nicht mehr das, was er einmal war.

Um diese Jahreszeit dürfte sich eigentlich der dichte Hochnebel über Teilen von Österreich schon seit Wochen nicht mehr aufgelöst haben. Die Sonne müsste sich vollkommen aus diesen Breitengraden verabschiedet haben. Und den Unterschied zwischen Tag und Nacht dürfte man nur mehr am Fernsehprogramm erkennen können. Die Menschen müssten sich schon längst in wandelnde, unförmige Daunenpakete verwandelt haben. Sie müssten ununterbrochen husten und schnäuzen und jammern. Über das Wetter, über die Regierung, über den Chef, über die Kollegin, die schon wieder neue Lederstiefel hat – wahrscheinlich, weil sie das dreifache Gehalt von einem selber hat! Wofür, fragt man sich! – über die Kantine, die an fünf von fünf Tagen Kürbiscremesuppe serviert. Die Menschen müssten sich sagen: Ach, was, das Leben ist hart genug, da werde ich nicht gerade jetzt aufhören zu rauchen oder Schokolade und Kuchen zu essen. Oder anfangen zu laufen! Bei diesem schneidenden Wind und dieser Nasskälte! Wenn ihnen jemand den Hometrainer als Alternative anböte, müssten sie empört ausrufen: Was!? Am Abend soll ich mich auch noch abstrampeln!? Stattdessen müssten sie sich ein abendliches Trostachterl gönnen und Trostnudeln mit viel Trostolivenöl und Trostparmesan. Aber nein, heuer hat es bis weit in den Herbst hinein herrliche Lauftemperaturen! Tag und Nacht! Man könnte ohne weiteres jeden Morgen in die Arbeit radeln, in der Mittagspause zum Markt joggen und dazwischen Fitnessübungen machen. Davon wäre man dann so fröhlich, dass man gar keine Winterdrogen mehr brauchte. Das ist jetzt nur EIN Beispiel, wie ungemütlich der Klimawandel ist.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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