Die Ich-Pleite: Telefon

Telefonieren ist old school, lese ich. Es gilt als schlechtes Benehmen.

Schon heute benutzt jeder vierte Brite sein Smartphone nur mehr einmal pro Woche zum Telefonieren. Bei den Japanern sind es noch weniger. Bald wird das Telefonieren aussterben, und die Menschen werden sich abends zu ihren Kindern ans Bett setzen und erzählen. „Als ich so klein war wie du, hat das Smartphone geklingelt, und man hat sofort alles liegen und stehen gelassen, um mit jemandem zu reden. Ja, genau. In Echtzeit! Und ohne, dass man es sich vorher per SMS ausgemacht hat.“ „Worüber habt ihr da geredet?“, werden die Kinder fragen. „Wie es einem geht, zum Beispiel.“ „Haha, das steht doch auf Facebook!“ „Ja, genau“, werden die Eltern sagen. „Aber es hatten nicht alle Menschen einen Facebook-Account.“ Die Kinder werden vor Staunen ganz runde Augen bekommen. „Oder über das Wetter“, werden sich die Eltern zurückerinnern. „Hatten die keine Wetter-App?“, werden die Kinder fragen. „Doch, doch, aber manche haben sich lieber gegenseitig angerufen, um es sich zu erzählen.“ Die Kinder werden einen Augenblick überlegen ,und dann wird eines sagen: „Früher sind die Menschen auch mit Kutschen gefahren, gell Mama?“ „Ja“, werden die Eltern lachen, „aber das war noch früher. Und jetzt schlaft schön“. Dann werden sich Eltern in die Küche setzen und darüber reden, wie das früher war, als man sich noch von jedem Telefonanruf stören ließ, egal, was man gerade gemacht hat. „Sogar im Bett hat man das Telefon abgehoben!“, wird sie ihn kichernd erinnern. „Wahnsinn, oder? Dabei gab es damals auch schon WhatsApp!“, wird er bestätigen. Bereits heute kommunizieren 20 Prozent der jungen Menschen mit ihrem Smartphone, während sie Sex haben.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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