Die Ich-Pleite: Das geniale Kuchenrezept

Schade, dass ich nie Mitglied in einer Yoga-Gruppe oder einem Flamenco-Kurs oder wenigstens Mutter gewesen bin.

Ich bekomme eine Party-Einladung: "Macht euch bloß keine Gedanken wegen der Geschenke!", steht so liebenswürdig im E-Mail, "Hauptsache ihr feiert mit mir! Bringt einfach eine Vorspeise oder Nachspeise mit." Super! Daran stört mich eigentlich nur das Wort "einfach". Und das Wort "Vorspeise". Gut, auch das Wort "Nachspeise". Okay, und das Wort "mitbringen". Schade, dass ich nie Mitglied in einer Yoga-Gruppe oder einem Flamenco-Kurs oder wenigstens Mutter gewesen bin. Dann hätte ich sicher ein supersimples, wahnsinnig köstliches Kuchenrezept, das nachher alle haben wollen. Zehn zu eins, dass es auch noch vegan, glutenfrei und kalorienarm gewesen wäre. Aber so! Ich durchsuche meine Küche. Na, bitte! "Mein erstes Kochbuch" von der Tiroler Sprengelhauptschule. Da steht unter "Winke für die Hausfrau" wie man einen "Bohnenkaffee" mit Malzkaffee verlängert. Ich fürchte, damals wusste man noch nicht einmal, was ein Muffin ist. Und der einzige Grund dafür, kein Weizenmehl zu verwenden, wäre gewesen, dass man keines gehabt hätte. Meine Nachbarin kommt vorbei und bringt mir ein Stückchen wahnsinnig guten Orangenkuchen. "Ganz ohne Mehl und Butter", verkündet sie. Meine Augen leuchten auf. Sie schüttelt den Kopf: "Vergiss es! Da musst du stundenlang Orangen kochen und dann Eier und Mandeln unter Dampf schlagen. Schwierigkeitsgrad Witzigmann!" Meine Augen leuchten noch mehr. Ich biete ihr einen Deal an: Sie macht für mich einen sensationellen, mehlfreien, kalorienarmen Orangenkuchen, und ich füttere ihre Katzen, wenn sie auf Schamanenseminar ist. Bestimmt hätte jeder auf der Party nach meinem genialen Orangenkuchenrezept gefragt, wenn ich es nicht leider nach drei Achteln selbst verraten hätte.

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