Die Ich-Pleite: Kränkungen

Neulich hat mir eine Freundin von einem ganz tollen Buch erzählt.

„Die Macht der Kränkung“ heißt es. Darin steht, dass die Kränkung in der Psychologie immer unterschätzt wurde. Die Kränkung ist nämlich das viel gemeinere Gefühl als zum Beispiel die Beleidigung. Die Kränkung passiert im Geheimen und wirkt wie ein schleichendes Gift. Wenn die Kränkung groß genug ist, kann im Laufe der Jahrzehnte ein Adolf Hitler herauskommen, oder ein Anders Behring Breivik, oder ein Franz Fuchs. „Davon hab ich auch gehört. Das ist vom Thomas Müller, diesem Profiler!“, sag ich. Die Freundin: „Nein, das ist vom Reinhard Haller, dem Kriminalpsychologen.“ Ich: „Ach ja, das ist der, der ‚Die Bestie Mensch‘ geschrieben hat.“ Sie: „Nein, das ist wieder der Müller gewesen.“ Ich: „Der hat ja damals das Profiling von Franz Fuchs gemacht! 22 von 24 Merkmalen haben gestimmt! Sicher, gefunden haben sie ihn deshalb nicht. Aber trotzdem!“ Sie: „Genau! Und er hat auch dem norwegischen Gerichtspsychiater vom Breivik auf den Kopf zugesagt, dass sein Gutachten falsch ist. Das zweite Gutachten war auch falsch.“ Ich: „Nein, das war der Reinhard Haller, da bin ich mir wieder sicher. Ich verstehe gar nicht, warum sie nicht gleich ihn gefragt haben. Vielleicht wegen der Sprachbarriere. Er ist ja Tiroler.“ Sie: „Nein, der Haller ist Vorarlberger.“ Oje, das ist mir jetzt total unangenehm! Hoffentlich ist Reinhard Haller nicht gekränkt! Wo ich doch weiß, was das für fürchterliche Auswirkungen haben kann! Zorn, Wut, Rachegelüste. Andererseits, wenn jemand weiß, wie man Kränkungen abwehren kann, dann ist das Reinhard Haller! Drüberstehen, schreibt er, Humor oder ein offenes Wort. Und: Als Tiroler versteht er ja einen Spaß!

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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