Die Ich-Pleite: Wetteraussichten

Wetter-Prognosefreaks haben ja Lieblingswetterseiten. Da kann man jetzt natürlich streiten, aber ich bevorzuge den ORF-Wetterbericht.

Nicht, weil man da hin und wieder Rechtschreibfehler finden kann, ich bin ja keine Zwänglerin, auch nicht, weil er besonders treffsicher ist, das sind andere auch, sondern weil er mir Rätsel aufgibt. Warum stimmt die Textprognose so selten mit der Bildprognose überein? Da erscheinen in der Fünftagesvorhersage zum Beispiel lauter Sonnen, im Text heißt es dann aber, dass es spätestens ab Dienstag regnet und höchstens gelegentlich die Sonne hervorkommt. Oder umgekehrt: Man sieht Wolken und Regentropfen und liest, dass überwiegend die Sonne scheint. Was steckt da dahinter? Haben sich die Einsparungsmaßnahmen im ORF auch auf die Wettersymbole ausgedehnt? Oder der Grafiker ist nur mehr teilzeitbeschäftigt. Deshalb stimmen seine Grafiken nur zum Teil. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es auch eine Quotensache. Zuseher, lernt man bestimmt als Wetterredakteur gleich am ersten Tag, dürfen nicht überfordert werden. Sie lieben es short, simple and stupid, wie schon der große Werber David Ogilvy sagte. Man könnte auch einen versteckten Bildungsauftrag dahinter vermuten. Wenn der lesefaule Bilderschauer oft genug nass geworden ist oder ohne seine supercoole neue Sonnenbrille im Szenelokal sitzen musste, wird er wohl auch endlich das Kleingedruckte lesen. Womöglich ist es aber auch eine Aufforderung zum zivilen Ungehorsam. Ein Meinungsforschungsinstitut kann vielleicht an der Anzahl der Beschwerden den Zustand der Republik ablesen. Gut, da könnte man natürlich auch die Bundespräsidentenwahl abwarten. Aber die Wetteraussichten sind wahrscheinlich freundlicher.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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