Die Ich-Pleite: Funktionsberghose

Bald ist es Herbst. Vom Standpunkt eines Wanderers aus fängt jetzt aber erst die schöne Jahreszeit an.

In der Bergsteigerhauptstadt Innsbruck ist jeder, der gehen kann, am Wochenende auf der Nordkette. Und ein paar von denjenigen, die nicht gehen können, auch. „Aber du kannsch nit mit der Jean aufn Berg!“, ruft meine Freundin Eva, als sie mich zu einer Almwanderung abholen will. Sie schaut mich an, als würde sie meine Erbbauernhofabstammung bezweifeln. „Da merkt man, dass du die letzten 20 Jahre nur im Kaffeehaus gesessen bist!“ Damit trifft sie natürlich einen wunden Punkt, sprich meine einzige Sorge gilt dem Macchiato auf der Höttinger Alm. Dass sich Innsbrucks dünne Kaffeetradition mit den Höhenmetern vollkommen verdünnisieren wird. Bergsportgeschäfte gibt es in Innsbruck jedenfalls mehr als Espressos mit einer ordentlichen Crema. Mit jeder Funktionsberghose, die mir Eva in die Umkleidekabine reicht, wird mein Kaffeedurst um einen Espresso größer und meine Bergsteiglust um eine Alm kleiner. „Schau einmal, mit der kurzen Hosen da kannsch du 36 Stunden im Regen gehen und wirst nicht nass!“, versucht Eva meinen Entscheidungsprozess zu beschleunigen. „Und sie macht dich total schlank!“ „Mindestens um zwei Kleidergrößen!“, ergänzt die Verkäuferin. Ich begreife, dass ich hier ohne Funktionshose nicht mehr herauskomme. Dafür habe ich mir jetzt einen Kaffee verdient! Zufällig befindet sich direkt neben dem Sportgeschäft ein neuer Coffeeshop namens Crema. Der Kaffee ist wunderbar! „Wie kannst du nur behaupten, die Hose macht mich schlank“, empöre ich mich, „glaubst du, ich bin blind!?“ Eva: „Ich schwöre, dass dich die Hose schlank macht! Du musst damit nur jeden Tag auf den Berg gehen.“

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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