Die Ich-Pleite: Souvenirs

Wien wurde im vergangenen Jahr von 9,53 Millionen Dieben besucht.

Sie sind mit dem eigenen Auto oder dem Flugzeug oder dem Zug angereist, allein, zu zweit und viele in Gruppen, manche sogar mit Reisebussen. Tagsüber sind sie durch Wien geschlendert und haben Fotos vom Stephansdom gemacht, Selfies vor dem Rathaus oder im Museumsquartier, sie haben das Sisi-Museum besucht und ihren Komplizen nach Hause oder auf Facebook oder sonstwohin gesmst, wo es die größten Wiener Schnitzel gibt. Ich möchte nicht wissen, wie viele von ihnen zur Tarnung sogar in der Kapuzinergruft oder im Kunsthistorischen Museum, der Oper, der Albertina, dem Belvedere oder meinetwegen dem Wurstelprater waren. Ich habe sogar welche in den Bobo-Gegenden gesehen. Da sind sie mit ihren Alternativ-Reiseführern, ihren Stadtplänen und ihren Smartphones bei Caffè Latte und Aperol-Spritzern gesessen und haben ausgesehen wie unsereiner in einem Café in Berlin, Kopenhagen oder Amsterdam. Ich wette, da waren genug darunter, die nur wegen des Flairs in Wien waren, nicht wegen der Brueghels. Viele von ihnen könnten unsere Freunde sein. Und doch haben sie das getan, was zwei von drei Hotelgästen so tun: stehlen! Beim Kofferpacken am letzten Tag haben sie noch schnell das Duschgel, das Badetuch oder den Bademantel mitgehen lassen. Oder das Kaffeehäferl, die Espressomaschine, den Fernseher. Es sollen schon welche das Klavier mitgenommen haben! So ein Souvenir, das mehr als 100 Euro wert ist, kann einem allerdings den Zwangsaufenthalt in einem Bundeshotel einbringen. Ich weiß nicht, ob da beim Auschecken nach einem halben Jahr auch Souvenirs mitgenommen werden. Vielleicht ein gestreifter Pyjama? Oder ein Tattoo?

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