Die Ich-Pleite: Intoleranzen

Ich bin zu einem Kindergeburtstag eingeladen und bringe einen Schokokuchen mit.

Oben ist er mit Marzipan-Pokémons verziert. Ich komme etwas zu spät und stelle meinen Kuchen auf den übervollen Esstisch, um den eine Schar Fünfjähriger wuselt. Ein kleines blondes Mädchen schaut mir ernsthaft dabei zu, wie ich den Kuchen anschneide, und lispelt: „Waf ift da drin?“ Ich: „Butter, Zucker, Eier . . .“ Sie: „Ich habe eine Faccarose­-Intoleranf!“ Ich nicke mitleidsvoll. „Sind da Früchte drin?“ Ein kleines Mädchen mit Stupsnase schaut mich erwartungsvoll an. „Nur ein paar Sauerkirschen.“ Ihr Lächeln verschwindet. Ich: „Nur ganz wenige! Höchstens zehn im ganzen Kuchen!“ Aber die Stupsnase hat sich schon abgewandt. „Soll ich dir ein Stück ohne Sauerkirschen geben?“, rufe ich ihr nach. Sie wirft mir einen mitleidigen Blick zu: „Aber da ist doch der Kirschensaft noch drin!“ „Ja, da hast du natürlich recht.“ Jetzt fällt mir auch nichts mehr ein. „Hast du Fructose-Intoleranz oder Fructose-Malabsorption?“ Diese Frage kommt von einem dunkelhaarigen Mädchen. „Fructose-Intoleranz natürlich!“, ruft die Stupsnase stolz. In der Ecke sitzt ein kleiner Bub, der neugierig auf den Kuchen schaut. Ich: „Magst du ein Stückchen?“ Er schüttelt bedauernd den Kopf: „Lactose-Intoleranz!“ Ich versuche zu lächeln. „Klar!“ Unauffällig verstaue ich den Kuchen wieder in seiner Transportschachtel. Da nähert sich ein schüchternes kleines Mädchen und flüstert mir zu: „Darf ich ein Stück Schokokuchen haben? Mit einem Pokémon?“ Ich: „Aber da ist Zucker drin!“ Sie flüstert: „Macht nichts.“ „Und Eier und Nüsse und Sauerkirschen!“ Das Mädchen senkt den Kopf und wispert. „Ich habe aber keine Nahrungsmittelunverträglichkeit.“

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