Die Ich-Pleite: Smartphone-Schauen

Ich fürchte, wir leben in einer Post-erwachsen-sein-Zeit.

Ich fürchte, wir leben in einer Post-erwachsen-sein-Zeit. Man sieht es ja an unserem Umgang mit dem Smartphone. Durchschnittlich schauen wir alle elf Minuten auf unsere Handys. Das hat etwas mit dem Belohnungssystem im Gehirn zu tun. Immer wenn man draufschaut, könnte ja eine gute Nachricht zu sehen sein. Ein neuer Auftrag könnte hereingekommen sein, oder eine Partyeinladung, oder der Typ, den man auf Tinder geliked hat, könnte zurückgeliked haben. Also im Prinzip ist das Smartphone wie ein Kinderüberraschungs­ei. Man will immer wissen, was drin ist. Wenn man fünf ist. Mit über – äh – 25 kann man sich auch sagen: Ich verzichte auf die Dauererreichbarkeit. Ich möchte Qualitätszeit mit meinen Freunden verbringen. Einmal einen Spaziergang ohne mein Handy machen. Oder das Handy über Nacht allein im Wohnzimmer lassen, während man selbst ohne Strahlen viel besser schläft.

Es gibt Handbücher, die einem dabei helfen. Sogar Apps. Aber gut, da müsste man wieder aufs Handy schauen. Man stellt sich kleine Aufgaben. Ich zum Beispiel nehme mir jetzt vor, einmal drei Stunden nicht auf mein Smartphone zu schauen! Okay, ich sitze im Flugzeug nach Madrid. Das ist jetzt vielleicht zu einfach. Aber sobald ich ausgestiegen bin, kann ich mir zum Beispiel verkneifen, das Kofferband zu whatsappen, oder das Taxi, das mich ins Hotel bringt. Gut, dort funktioniert das Internet nicht. Aber auch in der wunderbaren kleinen Tapasbar, in der mir der „vino tinto“ ziemlich gut schmeckt, verzichte ich aufs Smartphone-Schauen. Andererseits kann es aber auch sein, dass vielleicht jemand einen neuen Auftrag für mich hat. Oder eine Partyeinladung. Oder ich bekomme ein SMS von dem Typen, den ich geliked habe. „Äh, camarero! Usted . . . tener . . . wifi!?“

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