Die Ich-Pleite: Selbstfahrende Autos

Wenn man aus Unfähigkeit zum Genussaufschub nach der Matura nicht gleich den Führerschein gemacht und nachher nie mehr Zeit und Geld dafür gehabt hat, ist das auch kein Problem.

Denn man braucht ihn vielleicht bald gar nicht mehr. Das selbstfahrende Auto soll schon in fünf Jahren serienreif sein. Sicher, fahren dürfen es nur Autofahrer. Aber ich finde, das sollte man noch einmal überdenken. Als führerscheinlose Beifahrerin hat man bestimmte Vorteile. Zum Beispiel nervt man das selbstfahrende Auto nicht mit fahrtechnischen Tipps. Man kritisiert es nicht dafür, dass es falsch über die Kreuzung gefahren ist, weil man selbst nämlich völlig ahnungslos danebensitzt. Man sagt ihm nicht, dass es langsamer, schneller oder nicht so knapp auffahren soll. Man erklärt ihm auch nicht, wie es motorschonend Gas geben soll oder verdreht die Augen, wenn es einmal das Getriebe ein bisschen quält. Man sagt dem selbstfahrenden Auto nicht auf den Kopf zu, dass die Parklücke da viel zu klein ist. Und wenn es das selbstfahrende Auto doch noch geschafft hat, sich messerscharf hineinzupassen, sagt man nicht unheilverkündend: „Aber herauskommen wirst du halt nicht mehr!“ Man ist ganz im Gegenteil einfach froh, dass das selbstfahrende Auto einen ohne Murren, Zieren und Gegengeschäfte zu verlangen überall hinbringt. Dass es nicht flucht, den anderen Autos nicht den Vogel zeigt, nicht alkoholisiert aufs Gas steigt, nicht beim Telefonieren gegen eine Leitplanke rauscht. Dem selbstfahrenden Auto liest man auch nicht während des Frühstücks eine Kolumne über selbstfahrende Autos vor, und es grantelt auch nicht zurück: „Man zeigt den anderen Autofahrern nicht den Vogel, sondern den Mittelfinger.“

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