Die Ich-Pleite: Reibungsenergie

Weihnachten ist das Fest des Friedens.

Präsidentschaftskandidaten, die sich ein ganzes Jahr lang gegenseitig als Nazis bezeichnet, Arbeitskollegen, die sich um die Wette beim Chef angeschwärzt, Schwägerinnen, die einander nur die kalte Schulter gezeigt haben, alle wollen zu Weihnachten zusammenrücken und menschliche Wärme spüren. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass es draußen kalt ist. Das menschliche Zusammenrücken ist vor dem Hintergrund der stetigen Klimaerwärmung eigentlich eine ökologische Verpflichtung. Ein Mensch produziert im Tagesdurchschnitt 100 Watt Wärme. Beim Schlafen ein bisschen weniger, bei körperlicher Betätigung ein bisschen mehr. Ganz besonders umweltbewusst wäre also gemeinsame körperliche Betätigung in Innenräumen. Zum Beispiel Sex. Damit produziert man wahrscheinlich miteinander 400 bis 500 Watt. Auf diese Weise könnte man sicher ein bis zwei Grad Raumtemperatur hereinbekommen. Bei Gruppensex vielleicht sogar drei oder vier Grad. Je nachdem, wie groß die Gruppe wäre und wie viel körperliche Betätigung stattfände. Aber ich denke, im Sinn der Allgemeinheit wäre es eine moralische Verpflichtung, wenigstens einen Menschen in der kalten Jahreszeit zu finden, mit dem man gemeinsam die Erderwärmung verhindern kann. Durchaus auch mittels Kontaktanzeige: „Sie, 35, 65, 170, 37° sucht überdurchschnittlich warmen IHN zum gemeinsamen Klimaschützen.“ Sollte das nicht klappen, kann man immer noch mit der Schwägerin zusammenrücken, obwohl sie einem das Schultertuch von vorigem Weihnachten zurückgeschenkt und die vom Kind gebackenen Kekse schlechtgemacht hat. Oder auch nicht. Denn es gibt natürlich auch die Reibungsenergie.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.