Die Ich-Pleite: Lampenjahre

Der Mensch und die Glühbirne haben in puncto Haltbarkeit eine ähnlich steile Karriere gemacht.

Die Lebenserwartung eines Menschen ist in den vergangenen 200 Jahren von 33 auf 80 Jahre gestiegen, die Glühbirnenlebensdauer von ein paar mickrigen Kohlefädenwochen auf 10–15 LED-Lampenjahre. Somit hält eine LED-Lampe heute etwas länger als eine durchschnittliche österreichische Ehe. Das muss man schon bedenken, bevor man sich darüber aufregt, dass Lampenhersteller heutzutage Beleuchtungskörper bauen, bei denen man die Glühbirnen nicht mehr austauschen kann. Ich glaube nicht, dass die Lampenproduzenten nur den entgangenen Profit kompensieren wollen. Ich denke, sie sind einfach empathisch mit ihren Käufern. Sie sagen sich: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Esstischlampe oder die beleuchtete Vitrine nach 10, 15 Jahren sowieso Konkursmasse eines Rosenkrieges würde. Da ist es fast humaner, wenn sie gleich den Geist aufgibt.

Man spart sich Anwaltskosten, die man in die Luster, Lampen und Badezimmerschränke mit dem neuen Partner investieren kann. Ich finde es sogar romantisch, dass die Nachttischlampe auch aufgibt, wenn sich dort, wo sie hinleuchtet, nichts mehr rührt. Aber sicher, aus der Sicht eines Paares, das überdurchschnittlich lang zusammenbleibt, ist es ärgerlich, dass es das halbe Wohnzimmer austauschen muss, nur weil die Glühbirne kaputt ist. Das wäre ja so, als würde es die Beziehung beenden, nur weil den einen Teil die herumliegenden Socken nerven! Sollte das Paar aber wie eine Lampenfabrik denken, kann sich der verbleibende Single immerhin damit trösten, dass er jetzt mit dem neuen Wohnzimmerschrank wieder zehn Jahre Zeit hat, jemanden zu finden, mit dem er Glühbirne wechseln kann.  

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