Die Ich-Pleite: Öffi-App

Eines muss man der Digitalisierung schon lassen: Sie erleichtert einem das Leben.

Nehmen wir nur die Öffi-App. Da weiß man schon vor dem Weggehen, wann die nächste Straßenbahn oder der nächste Bus kommt. Auch wenn man irgendwo ist, wo nur mehr Busse mit dreistelligen Nummern fahren. Die Verkehrs-App zeigt sogar an, wenn der Bus verkehrsbedingt oder wegen eines Unfalls zu spät kommt. Okay, die Angaben stimmen vielleicht nicht hundertprozentig. Bei Regen, Schnee, Sturm oder spät nachts irren sie sich gern. Aber für solche Fälle gibt es ja Taxis. Sonst klappt es hervorragend! Man muss für die App nicht einmal lesen können. Man erkennt schon an der Farbe, wie eilig man es hat. Ob man sich zum Beispiel noch schnell eine Zigarette anzünden kann (bei Dunkelblau) oder noch aufs Klo gehen (bei Mittelblau) oder sich lieber schon die Schuhe anziehen soll, und zwar ein bisschen dalli (bei Orange). Das ist trottelsicher. Ein gewisses Risiko besteht nur bei Personen, die aus Zeitoptimierungsgründen mit der Physik russisches Roulette spielen. Sprich: Wenn ich ganz lieb schau, läuft für mich die Zeit vielleicht langsamer. Also: Es ist zwar schon mittelblau, aber ich versuche doch noch schnell, die Kinderaufteilung mit dem Expartner zu klären, obwohl wir es bei drei Gerichtsterminen nicht geschafft haben. Oder: Die Anzeige ist gerade auf Orange gehüpft, aber ich räume noch schnell den Geschirrspüler aus. Dann kann man die Tram zwar immer noch erwischen, aber nur, wenn man nicht auch noch die Wohnung abschließen, die gebrechliche Nachbarin nicht über den Haufen rennen und den ausgestreuten Tascheninhalt einsammeln möchte. Sonst kann es einem schon passieren, dass man trotz Öffi-App immer noch jedes Mal der Tram hinterherrennt.

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