Die Ich-Pleite: Familienplanung

Tiere sind auch zu beneiden.

Zum Beispiel, wenn sie im Zoo Schönbrunn leben und an Familienplanung denken: Anstatt langwierige Paargespräche darüber zu führen, ob man verhüten soll oder nicht, und wenn ja, wer und wie, wird das den Tieren abgenommen. Siehe die südamerikanischen Brillenblattnasen. Ob sie zu paarungsaktiv für die Kindergartenführungen waren oder die Männchen zu wenig halbe-halbe gemacht haben, entschieden hat man jedenfalls, dass 50 Männchen kastriert werden. Ich sage es nicht gern, aber von einem feministischen Standpunkt aus ist es befriedigend, dass das Männchen die Verantwortung übernimmt, anstatt dem Weibchen zu sagen, es solle die Pille nehmen. Abgesehen davon, dass in Schönbrunn schon das eine oder andere Pillenbaby auf die Welt gekommen ist, könnten sich menschliche Männchen ein Vorbild nehmen.

Okay, die Fledermausmännchen machen es nicht freiwillig. Das muss man auch sagen. Und ein bisschen tun sie mir auch leid. Weil man weiß nicht, wie sich der Eingriff auf das männliche Selbstwertgefühl auswirken wird. Es könnte ja auch sein, dass man den armen Brillenblattnasen ein bisschen die Paarungslust wegkastriert und damit psychische Probleme ausgelöst hat. Aber als Tierpsychologe sagt man sich wahrscheinlich: Was wäre die Alternative? Wenn man der Natur ungezügelt freien Lauf ließe, käme es zu einer Überpopulation der Brillenblattnasen. Und was würde man dann machen? Die überzähligen Brillenblattnasen einfach an die Tiger und Löwen verfüttern? Klingt eigentlich effizient, weil man sagen könnte: Dafür spart man beim zugekauften Fleisch ein bisschen. Aber brutal wäre es schon, oder? Das sind dann wieder die Momente, in denen die Tiere eher die Menschen beneiden können.

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