Die Ich-Pleite: Arten des Drängelns

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Es ist nicht unmöglich, in der letzten Woche vor Weihnachten noch alle verbliebenen Geschenke zu kaufen.

Es ist nicht unmöglich, in der letzten Woche vor Weihnachten noch alle verbliebenen Geschenke zu kaufen, also auch die für die Großcousinen, Bürokolleginnen und die Mitgliederinnen der Yogagruppe. Stressfrei geht es halt nicht mehr. Nein, auch nicht im Internet, denn da ist immer noch die lange Schlange vor dem Post-Abholschalter. Aber dafür hat man ausführlich Gelegenheit, die menschliche Spezies bei ihren verschiedenen Arten des Drängelns zu studieren. Die primitivste Art ist die Gorillamethode. Kurzer, heftiger Stoß mit Schulter oder Ellbogen, stures Vorbeistürmen. Die Hauptvertreter sind meist jung, männlich und noch wenig erfolgsverwöhnt oder älter und erfolgsmäßig nicht viel weitergekommen. Oder schon weitergekommen, aber dafür schläft ihre Frau nicht mehr mit ihnen. Sie können einem eigentlich leidtun.

Auch gut im Drängeln sind die Dicht-Aufschließerinnen. Ihr natürliches Habitat ist die Warteschlange. Sie arbeiten mit der Nervtöt-Methode: Fast berühren, beinahe auf die Fersen treten, Atem ins Genick blasen, ständig angedeutetes Überholmanöver durch seitliches Ausscheren. Und schließlich gibt es noch eine neurotische Dränglervariante, nämlich die Ausbremser. Sie fühlen sich am wohlsten inmitten von rasch fließenden Menschenströmen. Ihre Methode ist einfach: Beim Aussteigen aus einem Verkehrsmittel oder am Ende einer Rolltreppe abrupt stehen bleiben und konzentriert aufs Handy schauen. Wer den Effekt noch maximieren will, hat einen Kinderwagen dabei und/oder einen Hund an der Leine. Trotzdem sollte man die Drängler-Rachegelüste nicht an den unschuldigen Bürokolleginnen auslassen und ihnen einfach die ungeliebten Präsente vom Vorjahr schenken! Aber praktisch wäre es schon . . .

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