Die Ich-Pleite: Schuld sind die Hormone

(c) Carolina Frank
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Der Frühling ist eine gefährliche Zeit. Ich weiß nicht, ob es die Vögel sind oder die Blumen oder die warmen Sonnenstrahlen.

Es könnten auch die vielen Parship-Plakate sein. Viele Singles kommen jetzt auf Ideen, obwohl sie einen ganzen Winter lang glücklich und zufrieden mit ihren Netflix-Serien gelebt haben. Angeblich sollen auch gar nicht so wenige Fixgebundene dabei sein. Die Online-Partnerbörsen-Geschäfte florieren jedenfalls prächtig. So mancher, der sich vielleicht denkt: „Schauen kostet ja nichts“, sollte allerdings vorsichtig sein. Denn offenbar verliebt man sich schneller, als man „übrigens bin ich schon gebunden“ sagen kann. Schuld daran sind die Hormone: Epinephrin und Adrenalin (erste Kontaktaufnahme), Dopamin (verliebtes Hin- und Her-Schreiben), Testosteron und Östrogen (erste Annäherungen), Phenylethylamin (Schmetterlinge im Bauch).

Und wenn es zum Äußersten kommt, kommt es zum Äußersten: Dann wird man mit Oxytocin (Bindungshormon) überschüttet. Und dann, so sagen die Neurophysiologen, passiert in unserem Gehirn dasselbe, als hätte ein nervöser Präsident auf den roten Knopf gedrückt. Man sollte also vorsichtshalber nur mit Menschen schlafen, in die man sich auch verlieben möchte. Blöd waren die Menschen früher also auch nicht. Apropos blöd. Ich sage es ungern, aber: Steigt der Testosteronspiegel, sinkt die kognitive Leistungsfähigkeit. Steht der Schwanz, steht der Verstand, wusste schon meine Oma. Da soll sich schon so mancher Ehemann bei der Scheidung gewaltig verrechnet haben. Die gute Nachricht: Dauert die Bindung länger, nimmt der Testosteronspiegel wieder ab und die kognitive Leistungsfähigkeit zu. Nachher ist man immer gescheiter. Bis zum nächsten Frühling. 

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