Dane DeHaan: „Es wird gute Kunst entstehen“

Thriller. Aus dem Sanatorium in „A Cure for Wellness“ kommt keiner wieder heraus.
Thriller. Aus dem Sanatorium in „A Cure for Wellness“ kommt keiner wieder heraus.(c) 2017 Twentieth Century Fox
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Schauspieler Dane DeHaan über seinen neuen Film, Golf und die Lichtblicke der Ära Trump.

Wer Dane DeHaan zum ersten Mal begegnet, ist für einen kurzen Moment überrascht. Denn der 31-jährige US-Schauspieler wirkt sehr viel jünger, als er tatsächlich ist. Als wir ihn im Soho House in Berlin zum Interview treffen, erzählt er lachend, dass er immer noch manchmal seinen Ausweis zeigen muss, um in einen Club eingelassen zu werden. Dane DeHaan gehört inzwischen zu den meistgefragten Schauspielern seiner Generation, namhafte Regisseure wie Anton Corbijn („Life“) oder Terrence Malick („Night of Cups“) haben ihn besetzt. Spätestens durch seine Rolle als Schurke im Blockbuster „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ wurde er weltweit bekannt. Und 2017 scheint das Jahr des Dane DeHaan zu werden: An der Seite von Christoph Waltz und Alicia Vikander ist er in dem Historiendrama „Tulpenfieber“ und in Luc Bessons Comic-Adaption „Valerian und die Stadt der tausend Planeten“ zu sehen. Doch erst einmal spielt er die Hauptrolle in dem psychologischen Thriller „A Cure for Wellness“. Als Angestellter einer Firma soll er seinen Chef aus einem mysteriösen Sanatorium in der Schweiz zurück in die USA bringen.

Sie spielen in diesem Psycho-Thriller einen sehr komplexen Mann. Was war für Sie die größte Herausforderung, als Sie diese Rolle entwickelt haben?
Ich spiele jemanden, der nicht besonders sympathisch ist. Trotzdem durfte ich ihn nicht zu sehr als Fiesling darstellen. Das ist eine ziemliche Gratwanderung. Denn ich wollte, dass der Zuschauer trotzdem noch ein wenig Empathie für ihn empfindet. Ich wollte jemanden darstellen, mit dem man abends an der Theke noch ein Bier trinken würde. Gleichzeitig sollte das Publikum nichts dagegen haben, wenn jemand meiner Figur einen kräftigen Schlag ins Gesicht verpasst. Es war nicht einfach, meine Figur zwischen diesen beiden Polen auszubalancieren.


Wie haben Sie es geschafft, für diesen unsympathischen jungen Mann eine gewisse Sympathie zu entwickeln?
Indem ich ihn immer besser kennengelernt habe. Ich habe mir vorgestellt, wie er zu dem geworden ist, der er ist. Und was ihn antreibt. Das mache ich immer so, wenn ich eine Rolle annehme. Ich verbringe viel Zeit mit meinen Charakteren und denke über sie nach. Irgendwann sind sie mir so nah, dass sie ein Teil von mir werden. Meine Figur begibt sich auf eine verrückte und wilde Reise. Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt: Wird es mir gelingen, das Publikum mit auf diese Reise zu nehmen?


Regisseur Gore Verbinski ist vor allem für seinen schrägen Humor der „Fluch der Karibik“-Blockbuster-Reihe bekannt. Sie gelten als sehr wählerisch. Wie hat er Sie für diesen Mystery-Thriller geködert?
Als Gore mir erzählt hat, dass dieser Film von den Thrillern der 1970er-Jahre inspiriert sein wird, war ich sofort begeistert. Denn alle meine Lieblingshorrorfilme stammen aus dieser Zeit. Er hat mir sein Konzept erklärt und mir das Drehbuch mit nach Hause gegeben. Ich habe ihm vertraut. Aber es war nicht nur das. Ich hatte den Eindruck, dass er innerhalb des Genres etwas Neues und Originäres entstehen lässt. Er hat mir eine sehr anspruchsvolle Rolle angeboten. Es ist eine Herausforderung, in fast jeder Szene des Films zu sehen zu sein. Meine Figur ist das Zentrum der Geschichte. Und mir war von Anfang an klar, dass auf meinen Schultern eine große Verantwortung lastet.

„Wir leben in  beängstigenden Zeiten. Die Menschen müssen ihre Stimme erheben.“
„Wir leben in beängstigenden Zeiten. Die Menschen müssen ihre Stimme erheben.“(c) 2017 Twentieth Century Fox


Wann haben Sie sich in die Schauspielerei verliebt?
Da war ich noch sehr klein. Schon als Kind haben mich Filme fasziniert, und ich erinnere mich noch genau daran, wie gern ich schon damals ins Kino gegangen bin. Und ich habe es geliebt, mich zu verkleiden und mir vorzustellen, diese Person zu sein. Ich wusste schon damals, dass ich einmal Schauspieler werden will. Ich hatte nur noch eine andere große Leidenschaft, die ähnlich intensiv war: das Golfspielen.


Was ist daraus geworden?
Ich spiele immer noch sehr gern. Vor allem dann, wenn ich mich entspannen will. Stehe ich auf dem Golfplatz, kann ich alles andere um mich herum vergessen. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit für mein Hobby. Aber wenn ich arbeite, passt es leider nicht in meinen Zeitplan.


Die Dreharbeiten für „A Cure for Wellness“ haben mehrere Monate gedauert. Wie geht Ihre Frau mit Ihren ungewöhnlichen Arbeitszeiten um?
Da sie auch Schauspielerin ist, hat sie Verständnis für meinen Beruf. Sie weiß zum Beispiel, was es bedeutet, wenn man für Dreharbeiten ins Ausland muss. Für „A Cure for Wellness“ bin ich über vier Monate in Deutschland vor der Kamera gestanden. Für jemanden, der nicht aus dem Filmgeschäft kommt, ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, was es in aller Konsequenz heißt, Schauspieler zu sein. Doch ich hatte Glück, meine Frau hat mich während der Dreharbeiten in Berlin besucht und sogar meine Hündin mitgebracht. Inzwischen hat sie sich auch an das Fliegen gewöhnt, aber sie hatte mit einem Hunde-Jetlag zu kämpfen . . .


Sie werden demnächst zum ersten Mal Vater. Wie sehen Sie diesem Ereignis entgegen?
Es fühlt sich toll an, bald Vater zu sein. Ich bin wirklich sehr aufgeregt, denn es wird ein ganz neuer Lebensabschnitt für mich sein. Ich freue mich sehr darauf.


Lassen Sie uns über ein ganz anderes Thema sprechen. Nach Ihrer Werbetour für diesen Film kehren Sie in ein Land zurück, in dem ein neuer US-Präsident an der Macht ist. Mit welchen Gefühlen sehen Sie Ihrer Heimreise entgegen?
Zunächst einmal: Ich lebe nach wie vor sehr gern in den USA. Und New York, mein Wohnsitz, ist für mich die großartigste Stadt der Welt. Doch wir leben in beängstigenden Zeiten. Ich glaube, jeder hat jetzt die Pflicht, sich so gut wie möglich über das zu informieren, was gerade politisch passiert. Denn nur so kann man den Überblick behalten, und nichts kann verschleiert werden. Die Menschen müssen ihre Stimme erheben und ihren Standpunkt mit Leidenschaft vertreten. Denn wir, also das Volk, sind letztendlich stärker als alles, was in unserem Land gerade vor sich geht. So ist unsere Verfassung auch angelegt. Diese politische Protestkultur ist ja bereits sehr aktiv. Die Menschen gehen auf die Straße und äußern ihre Meinung. Ich hätte mir gewünscht, dass das mehr Menschen im November vor der Wahl getan hätten. Aber wenigstens machen sie es jetzt.


Was erwarten Sie als Künstler von den kommenden vier Jahren in den USA?
Wenn aus den kommenden vier Jahren überhaupt irgendetwas entstehen sollte, dann ist es gute Kunst. So viel steht fest. Diese Zeit wird die Menschen inspirieren, interessante Filme zu produzieren, die eine Aussage haben. „A Cure for Wellness“ beschreibt den gegenwärtigen Zustand der Welt sehr schön.


Inwiefern?
Unsere Gesellschaft ist von einer Krankheit namens „Gier und Macht“ befallen. Ich glaube, davon sind ziemlich viele Menschen infiziert. Ihr Handeln richtet sich allein danach aus, ob sie ihr Geld oder ihre Macht vermehren können. Und sie glauben tatsächlich, dass das ihr Leben besser macht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Diese Menschen brauchen Hilfe. Ihr Unterbewusstsein weiß das auch und macht sich im Schlaf immer wieder bemerkbar. Es sendet so eine Art Hilferuf, nach dem Motto: Es geht dir nicht gut! Doch den ignorieren diese Leute immer wieder.


Macht und Geld als Antriebsfeder menschlichen Handelns lehnen Sie ab. Nach welchen Werten sollten wir Ihrer Ansicht nach leben?
Das ist ganz einfach. Wir sollten uns wieder auf humanitäre Werte besinnen und uns davon leiten lassen. Im Mittelpunkt unseres Handelns sollte vor allem Mitmenschlichkeit stehen. Das würde unser Leben dann tatsächlich besser machen.

Tipp

„A Cure for Wellness“. Von Gore Verbinski. Ab 24. Februar im Kino.

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