FAQ Bregenzerwald: Große Fragen, g'hörige Leute

Form. Der Bregenzerwald ist unter anderem für seine Architektur bekannt.
Form. Der Bregenzerwald ist unter anderem für seine Architektur bekannt.(c) Beigestellt
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Reflexion, Yoga und Barbecue: beim FAQ Bregenzerwald, Symposium mit Festivalcharakter.

„Wie war ich?“ Wie oft hat man nicht schon insgeheim diese Frage gestellt? Nach dem Bewerbungsgespräch, nachdem man beim Marathon ins Ziel eingelaufen ist, während des ersten gemeinsamen Frühstücks? Nächste Woche wird sie am letzten Tag des FAQ Bregenzerwald gestellt. Trachten-Unternehmerin Gexi Tostmann, Soul-Musiker George Nussbaumer, Kletterer Alexander Huber und Hotelière Jutta Frick werden sie dort diskutieren – vor einem Publikum, das in den Tagen davor schon Talks zu Generalthemen wie „Hast du Zeit?“ oder „Brauch′ ich das?“ gelauscht hat.

Antworten mit universalem Richtigkeitsanspruch, handfeste Lösungssätze zum Mitschreiben wird es dabei aber nicht geben. Das wissen Matthias Felsner und Martin Fetz bereits heute. Die Organisatoren haben im vergangenen Jahr, bei der ersten Ausgabe des FAQ Bregenzerwald, schon bemerkt, dass die Antwort nicht unbedingt in der tatsächlichen, ultimativen Antwort liegt, sondern im Austausch und in der Inspiration.

Höhe und Farbe. Die Landschaft des  Bregenzerwaldes.
Höhe und Farbe. Die Landschaft des Bregenzerwaldes.(c) Darko Todorovic

Die Größe der Fragen – und die ist „riesig“, wie Fetz zugibt – ist absolut gewollt. Es sollen Antworten gesucht werden auf Fragen, die Menschen schon lange bewegen, „die man sich unter der Dusche stellt“, wie Fetz meint. Immerhin: „FAQ“ steht ja für „frequently asked questions“, für Fragen, die häufig gestellt werden.

Die Fragen für das Symposium FAQ Bregenzerwald suchen Felsner und Fetz zusammen aus – in Rücksprache mit Freunden, Bekannten, den Talk-Gästen. Hunderte Post-its mit kleinen Fragen kleben dann an allen Wänden ihrer 22 Quadratmeter großen Arbeitsgarçonnière in Wien, und werden schließlich zusammengefasst in Fragen, die am FAQ Bregenzerwald besprochen werden. Von vier Personen auf der Bühne, die sich unterhalten, sich persönlich annähern; der Zuhörer kommt mit. „Es kann die Blickweise ändern“, meint Fetz. „Wir sind kein Fachsymposium.“

Holz und Klang. Konzert in der Alten Säge in Bezau.
Holz und Klang. Konzert in der Alten Säge in Bezau.(c) Beigestellt

G′hörig und urban. Ihr Symposium mit Festivalcharakter – im besten Sinne – ist vielmehr auch Bühne für lokales Talent, für Macher aus der Region und darüber hinaus. Dem Essen – diesmal kocht und talkt etwa Thorsten Probost, Milena Broger kommt schon zum zweiten Mal – wird eine ebenso große Bühne gegeben wie den Gesprächsrunden selbst, das Rahmenprogramm besteht aus Brotbacken mit einem Zen-Meister, aus dem obligatorischen Yoga kurz nach Sonnenaufgang, Wanderungen und Spaziergängen – und abendlichen Konzerten (der oberösterreichische Shootingstar Mavi Phoenix tritt zum Beispiel auf; am Abend davor kocht der andere oberösterreichische Shootingstar Philip Rachinger zu Sounds von Zanshin).

Dass dieser dann doch sehr urbane Kongress in Vorarlberg stattfindet? Kein Wunder. Der Bregenzerwald sei prädestiniert gewesen für das Unterfangen, sagen Felsner und Fetz: Sie verbinden die Region mit Innovation und Know-how, mit Architektur, Industrie, Interregionalität. Und: beinahe urbanem Leben. Tatsächlich wirkt Vorarlberg manchmal wie ein sehr grüner, gebirgiger Ballungsraum mit dem wohl besten Grafikdesign Österreichs.

Geschichten gehen. Spaziergänge werden am FAQ zur geistigen Betätigung.
Geschichten gehen. Spaziergänge werden am FAQ zur geistigen Betätigung.(c) Beigestellt

Fetz, der selbst aus dem Bregenzerwald stammt, und Felsner, Tiroler, machten sich also von Wien aus auf, um im Bregenzerwald die Heimat für ihr Festival zu finden – und fanden sie. Über die Vorarlberger sagt Fetz: „Eine Grundskepsis gibt es. Du musst sie schon überzeugen.“ Und Felsner: „Es gibt das Konzept des G′hörigseins. Das heißt, nicht nur das Nötige zu machen, sondern den Extraschritt zu gehen.“ Sie kommen gar nicht aus dem Schwärmen heraus über die Handschlagqualität ihrer Gastgeber. Ein Vorarlberger Festival ist das FAQ Bregenzerwald – selbst trotz des Namens – keines. Die Themen sind allgemein, die Gäste international: „Wir wollen die Londonerin genauso erreichen“, sagt Fetz.

Bobo-Übung und Bubble-Themen. Freilich: Das Konzept des FAQ Bregenzerwald mag ein bisschen wie eine Bobo-Übung mit Urlaubscharakter wirken. Felsner ist sich dessen durchaus bewusst. Das Interview findet am Tag nach dem Terroranschlag in Barcelona statt. „Ich frag′ mich oft, ob Projekte, wie wir sie betreiben, in solch einer Zeit überhaupt eine Berechtigung haben“, schreibt er am selben Tag per Mail. „Schlussendlich bin ich aber davon überzeugt, dass es Sinn macht, Inhalte aus der Bubble zu thematisieren. Wir brauchen alle positive Gedankenansätze, den Wunsch nach Gestaltung einer positiven Zukunft.“

Tipp

FAQ Bregenzerwald. Symposium trifft auf Festival: mit Gesprächspartnern wie Doris Dörrie, Stefan Sagmeister, Werner Brix oder Dirk Stermann; dazu Kulinarisches von Milena Broger oder Philip Rachinger und Musik (Mavi Phoenix, Zanshin oder Martin Kohlstedt). Bespielt werden Orte im Bregenzerwald. Es gibt auch Yoga zum Aufstehen. Tickets für einzelne Events online bestellbar: www.faq-bregenzerwald.com

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