Tori Amos: Eng mit Musen und Elfen

Nachdenklich. „Das Universum ist wahrscheinlich ein Multiversum“, sagt die Sängerin Tori Amos.
Nachdenklich. „Das Universum ist wahrscheinlich ein Multiversum“, sagt die Sängerin Tori Amos.(c) Beigestellt
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Die Welt verändern! Tori Amos legt mit „Native Invader“ ein vorzügliches 15. Album vor.

Mit Elfen und Musen ist sie ganz eng. Für ihr neues Album nahm sich die im britischen Cornwall lebende US-Singer-Songwriterin Tori Amos zunächst vor, die Smoky Mountains in North Carolina und Tennessee zu durchstreifen, um mit den Geschichten, die sie von der mütterlichen Linie ihrer Familie kennt, aufs Neue verbunden zu werden. Zwei unvorhergesehene Katastrophen verhinderten dies. Ein Schlaganfall ihrer Mutter und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten. Die 15 Lieder von „Native Invader“ umkreisen deshalb den Kampf der Welten, der unsichtbaren mit der sichtbaren, der politischen mit der privaten, der rationalen mit der mystischen. Fantasievoll instrumentierte, hauchzarte Melodien transportieren teilweise harsche Einsichten.

„Es war das Gefühl, dass sich einiges in Auflösung befindet“, sagt Tori Amos in der Suite des Londoner Tower Bridge Hilton: „Es hat sich während der Präsidentenwahl gezeigt, dass Freunde, ja sogar Familienmitglieder auf einmal nicht mehr miteinander sprachen. Diese an allen Ecken und Enden hervorquellende Unfähigkeit zum Dialog hat mich auch zu meinen neuen Liedern angestachelt.“ Obwohl sie nicht so prätentiös ist, zu behaupten, mit ihren Liedern die Welt verändern zu wollen, tut sie es insgeheim doch. Ihre manchen Gemütern zu esoterische Kunst löst unveränderlich geglaubte Grenzen auf. Diesseits und Jenseits, Vergangenheit und Zukunft – bei Amos ist das kein Gegensatz, sondern einfach ein Kontinuum. „Ich glaube daran, dass es ein Bewusstsein im Universum gibt, das alles transzendiert, was auf Erden erfahren werden kann. Mit Ausnahme vielleicht jener Gefühlsexplosion, die sich bei einer Geburt auftut. Die Entstehung meiner Lieder, sie ist mit ähnlichen Gefühlen verbunden. Da ist Ekstase und das Gefühl der innigen Verbundenheit mit dem Universum, das wahrscheinlich ein Multiversum ist.“

Geteilte Seele. Ihren Showcase im Courtyard Theatre in London startete sie mit „Reindeer King“, dem pianogetriebenen Opener von „Native Invader“. Mit glockenheller Stimme sang sie signifikante Zeilen wie: „Crystal core, your mind has been divided from your soul, now you say you are a stranger on your shore.“ Sieht sie dieses Auseinanderklaffen von Seele und Geist als Hauptproblem der westlichen Gesellschaft? „Ich denke, es ist nicht nur ein großes Problem der westlichen Gesellschaften. Wie es in Europa ist, weiß ich nicht. Aber in den USA wird Schülern bewusst nur das in den Kopf gepflanzt, das hilft, sie möglichst gut kontrollieren zu können. Es gibt sogar Eltern, die diese Form von ,Erziehung‘ unterstützen, was ich nicht verstehe. Ich will, dass sich Teenager an mich wenden und mir Fragen stellen.“

Tipp

Tori Amos. 20. 9. im Brucknerhaus Linz, 1. 10. im Wiener Konzerthaus, neues Album „Native Invader“ bei Decca, Universal.

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