Vashti Bunyan: Das Echo sanfter Songs

Schüchtern. Ihr Manager wollte Vashti Bunyan zur Nachfolgerin von Marianne Faithfull machen. Sie wollte einfach nur Songs schreiben.
Schüchtern. Ihr Manager wollte Vashti Bunyan zur Nachfolgerin von Marianne Faithfull machen. Sie wollte einfach nur Songs schreiben.(c) Fatcat Records
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Vashti Bunyan, rätselhafte Feengestalt des britischen Sixties-Folk, gastiert in Österreich.

Einmal in die Arena des Begehrens eingetreten, stellt sich die Frage, welchem seiner Wünsche man folgen soll. Der britische Folksänger Nick Drake tat dies durchaus variantenreich in seinem zart gehauchten Song „Which Will“. Vashti Bunyan hat sich dieses Lied zur eigenen Interpretation ausgesucht, als sie sich vor einigen Jahren dazu entschloss, beim Projekt „Way To Blue“, einer Kompilation im Angedenken an den mit nur 26 Jahren verstorbenen Drake, mitzumachen. Sie kannte den scheuen Sänger aus dem idyllischen Flecken Tanworth-in-Arden. Ihr gemeinsamer Produzent Joe Boyd hatte die beiden in der Hoffnung miteinander bekannt gemacht, dass sich vielleicht eine Zusammenarbeit ergeben könnte. Mitnichten. Der schwer depressive Drake starb 1974 an einer Tablettenvergiftung, Vashti Bunyan beendete ihre künstlerischen Bestrebungen, indem sie sich verheiratete.

„Just Another Diamond Day“, ihr heute kultisch verehrtes Album von 1970, war Kassengift. Künstlerisch daran angeschlossen hat sie erst wieder 2005 mit der sanften Liedersammlung „Lookaftering“. Die war weit mehr als bloßes Echo ihres legendären Debütalbums. Heutige Stars wie Devendra Banhart, Joanna Newsom und Animal Collective sind Fans und mittlerweile auch Freunde von Vashti Bunyan. Man hilft einander auf den jeweils neuen Alben. So sozial war Bunyan nicht immer. Als sie Mitte der 1960er-Jahre als Kunstschul-Drop-out von Rolling-Stones-Manager Andrew Loog Oldham entdeckt wurde, war sie von den aktuellen musikalischen Entwicklungen total abgeschottet. Einerseits, weil sie ähnlich schüchtern wie Drake war, andererseits, weil die Kommunikationskultur der Sechzigerjahren erfrischend karg war.

„True Detective“

Bunyan war eigentlich nur daran interessiert, die Musik, die sie im Kopf hatte, loszuwerden. Oldham, der sie zur Nachfolgerin von Marianne Faithfull aufbauen wollte, die gerade seinen Stall verlassen hatte, musste bald einsehen, dass das so nicht funktionieren konnte. So wunderbar auch Bunyans Songwriting war, sie hatte damals einfach nicht die Persönlichkeit, sich damit auf große Bühnen zu stellen. „Ich war schrecklich scheu und hatte dennoch dieses große Ego, was meine Lieder anlangte. Ich dachte, sie wären wirklich, wirklich gut“, wird sie in Jeanette Leechs wunderbarem Buch „Seasons They Change – The Story of Acid and Psychedelic Folk“ (Jawbone) zitiert. Zu Recht. Schon in den Sixties nahm sie famose Singles auf. Eine davon, „Train Song“, wurde 2008 als Teil einer Samsung- und einer Reebok-Kampagne zu einem Erfolg, an dem auch die Filmbranche nicht unschuldig war: Der Song war auch Teil des Soundtracks der mysteriösen Krimiserie „True Detective“. Das half, ihrer Kunst ein neues Publikum zu erobern.

Für das Nachfolgealbum von „Lookaftering“ ließ sich die 1945 in London geborene Sängerin klugerweise Zeit. Erst 2014 folgte mit „Heartleap“ eine weitere subtile Liedersammlung. Ein Gemälde ihrer Tochter inspirierte sie zum Titelsong. Beim verhuschten „Holy Smoke“ zele­briert Bunyan gemeinsam mit Devendra Banhart Melancholie und deviantes Lebensgefühl über die Generationen. Sorgen muss man sich jedenfalls keine machen. Mit nicht zu wenig Magie in der Stimme formuliert sie: „Don’t worry about me, I’m only sad as I want to be.“

Tipp

Blue Bird Festival. 23.–25. 11., Porgy & Bess, u. a. mit Anna Ternheim, Dillon, Mary Ocher. Vashti Bunyan tritt am 25. 11. auf. www.porgy.at

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