Die meisten brauchen zum Einschlafen und Durchschlafen Fernseher, Alkohol, Schlaftabletten oder eine Kombination aus allen dreien. Dabei gibt es alternative Methoden.
Der Mensch ist ja ein stark von der Natur entfremdetes Lebewesen. Selbst seine primären Lebensfunktionen meistert er nicht ohne technische Hilfsmittel. Einschlafen und Durchschlafen zum Beispiel. Die meisten brauchen dafür Fernseher, Alkohol, Schlaftabletten oder eine Kombination aus allen dreien. Dabei gibt es alternative Methoden. Sicher, mit denen klappts nicht sofort. Man braucht ein bisschen Geduld. Hörbücher zum Beispiel haben einen hohen Einlullfaktor. Vermutlich weil die Schauspielerinnenstimme das Unbewusste an das Geborgenheitsgefühl bei der mütterlichen Rotkäppchen-, Hänsel-und-Gretl- oder Schneewittchen-Vorlesung erinnert. Deshalb stört es auch nicht, wenn im Krimi gemordet, gefoltert oder vergewaltigt wird. Es darf nur nichts vorkommen, was ans eigene Leben erinnert: Beziehungsverweigerer, despotische Chefs, beleidigte Schwägerinnen. Außerdem darf das Buch nicht zu gut sein (dann will man zuhören) und nicht zu schlecht (dann will man nicht zuhören). Am besten ist ein sehr gutes Buch, das man öfters anhört. Ab dem 895. Mal verliert das aber auch an Wirkung. Deshalb bin ich auf Ö1 umgestiegen. Da gibt es eine ganze Reihe von äußerst beruhigenden Sendungen von Reiseberichten aus der Mongolei über die Fortpflanzungstechniken von seltenen Tierarten bis zu den großen philosophischen Menschheitsthemen. Die Philosophie hat überhaupt das größte Trostpotenzial. Aber das sagte ja schon irgendein spätantiker Philosoph. Ö1 macht das ganz super! Aber wenn ich mir etwas ganz Kleines wünschen dürfte: Bitte die Schlussmusik weglassen! Davon bin ich schon mehrmals aus dem Schlaf gerissen worden. Und dann braucht man doch wieder Fernseher, Alkohol, Schlaftabletten.