Randerscheinung: TV-Fixpunkt

Leider muss ich Sie heute noch einmal mit einer kleinen Songcontest-Nachlese belästigen.

Leider muss ich Sie heute noch einmal mit einer kleinen Songcontest-Nachlese belästigen. In meiner Kindheit war der europäische Gesangswettbewerb nämlich ein absoluter TV-Fixpunkt für mich. Das war ein guter Grund, länger aufbleiben zu dürfen (der Songcontest begann ja erst um 21 Uhr), um dann bis weit nach Mitternacht mitzufiebern, wie viele Punkte Österreich wohl erreichen würde. Doch leider war in all den Jahren bis auf ein paar passable Plätze unter den ersten zehn für die österreichischen Teilnehmer nie etwas zu holen. „Autriche: douze points“ blieb die absolute Ausnahme, Österreich mit einer Handvoll Mitleidspunkten am Ende der Teilnehmerliste traurige Normalität. Insofern fügte sich der Songcontest in jene Reihe enttäuschender Erlebnisse ein (besonders natürlich zu den Ergebnissen der Fußball-Nationalmannschaft), die letztlich schon auch das Selbstbild einer ganzen Generation prägten: Wir gewinnen nie etwas! Dann habe ich den Songcontest noch ein paar Mal über die ironische Brechung eines FM4-Komikerduos mitverfolgt, um ihn schließlich ganz aus den Augen zu verlieren. Als da vergangene Woche plötzlich am Sonntag in der Früh die Nachricht hereinschneite, der österreichische Beitrag habe den Schlagerwettbewerb gewonnen, war ich ganz aufgeregt. Ich habe zu meinem Ältesten gesagt: „Hast du gehört, wir haben den Songcontest gewonnen!“ Er hat sich nur kurz zu mir umgedreht, mit den Schultern gezuckt und kein weiteres Wort gesagt. Als dann mein Mittlerer, der auswärts übernachtet hat, zu Mittag nach Hause gekommen ist, habe ich es noch einmal probiert. Die Reaktion („Aha“) fiel diesmal immerhin verbal aus. Wahrscheinlich ist es ein gutes Zeichen, dass sie diese Art der Bestätigung nicht brauchen. Für mich kam der Sieg einfach zu spät.

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