Randerscheinung: Schäm Dich, Vlorian!

Vergangene Woche ist mir etwas Dummes passiert.

Hier in der Kolumne ist gestanden „Die Reaktion viel diesmal immerhin verbal aus“. Was rückblickend betrachtet auch schon als Satz nicht wirklich elegant ist. „Viel“ mit v ist mir aber jedenfalls wahnsinnig unangenehm. Schäm Dich, Vlorian! Jetzt, nachdem ich die Schuld voller Reue eingestanden habe, will ich versuchen zu erklären, wie so etwas passieren kann. Die Korrektursicherungsnetze der Zeitung sind prinzipiell großartig, sonst müsste ich Artikel wie diese viel öfter schreiben (Danke an das unsichtbare Lektorat!). Aber sie haben eine Schwachstelle. Wenn der, der schreibt, zu spät liefert. Dann beginnt das Fehlerverhängnis seinen Lauf zu nehmen. Man schickt nämlich zu spät, weil man nicht rechtzeitig zu schreiben begonnen hat. Deshalb schreibt man hastig und schlampig. Die, die Korrektur lesen müssen, haben weniger Zeit als sonst, weshalb auch sie weniger sorgfältig lesen können. Dabei müsste gerade der hastig geschriebene Text viel genauer gelesen werden, als der mit Muße verfasste, was aber nicht geht, weil der Redaktionsschluss auch für das Lektorat gilt. Das ist nicht anders als in der Schule. Die Kinder, die sich bei einer Schularbeit schwerer tun, also länger brauchen, um fertig zu werden, haben dann auch kaum mehr Zeit, ihre Fehler zu suchen. Dabei sind in ihren Arbeiten tendenziell mehr Fehler drinnen, weil sie sich ja schwerer tun. Während diejenigen, die sich leichter tun, dann auch noch länger Zeit haben, ihre Fehler zu suchen, obwohl sie kaum welche machen, weil sie sich ja leichter tun. Und die haben nicht einmal ein Lektorat. Unfair, oder? Wenn Sie diesmal wieder einen Fehler finden, werde ich übrigens sagen, ich habe ihn absichtlich versteckt. Als Pointe sozusagen.  

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