Randerscheinung: Reifeprüfung

Maturiert der eigene Sohn, ist das für den Vater ein wahres Triggerfeuerwerk.

Der Älteste zentralmaturiert also. Zwar erst nächstes Jahr, aber ein Merkmal der neu eingeführten Reifeprüfung ist, dass sie ihre Schatten schon weit in die siebente Klasse vorauswirft. Maturiert der eigene Sohn, ist das für den Vater ein wahres Triggerfeuerwerk. Zuallererst ist man entsetzt, wie schnell die Zeit vergeht. Ich weiß, das ist banal, aber so banal ist das Leben über weite Strecken nun einmal. Je älter man wird, desto mehr besteht man aus „Sie werden ja so schnell groß“, „Hauptsache gesund“ und „Wenn es nichts Schlimmeres ist“. Wäre man ein weiser Einsiedler auf einem Berg, könnte man mit diesen drei Bausteinen (vielleicht eine Spur raffinierter formuliert) wohl seinen Lebensunterhalt bestreiten. Der zweite Reflex, wenn ich an die Matura des Ältesten denke, ist: Hoffentlich zieht er bald aus. Dabei denke ich an den geplünderten Kühlschrank, leere Verpackungen in der Speis und Wäscheberge. Kaum habe ich das fertiggedacht, denke ich mir (drittens): Hoffentlich zieht er überhaupt nie aus. Und denke dabei an alles andere – außer Wäsche, Speis und Kühlschrank. Viertens werde ich an meine eigene Matura erinnert und was ich noch für ein Depp war damals, und wie erwachsen mir mein Sohn im Gegensatz dazu heute vorkommt. Dann gleich (fünftens), wie regelmäßig ich immer noch von der Matura träume, bzw. davon, sie nicht bestanden zu haben. Meine Frau hat ihre eigene Version dieses Traumes: Sie erscheint rechtzeitig zur Matura, hat aber nur die Turnsachen an und kann deshalb nicht antreten. Sechstens bin ich heilfroh, nicht mehr ständig irgendwelchen Prüfungssituationen ausgesetzt zu sein. Also zumindest nicht solchen, bei denen mich ein anderer mit Nicht genügend beurteilen kann. Siebtens siehe drittens. Ich wasche auch und kaufe ein. 

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