Randerscheinung: Vor Weihnachten

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Es ist nur mehr sehr wenig vom Jahr übrig.

Die Dinge, die man unbedingt noch heuer erledigen muss (Steuerausgleich etc.), gehen sich schon kaum noch aus. Anderes kann man bereits fix ins kommende Jahr verschieben. Wie sehr wir in der Ablauflogik des Jahreskreises feststecken, zeigt schon, dass alle sich unbedingt noch vor Weihnachten sehen wollen, obwohl Jänner natürlich auch fein wäre. Und viel weniger stressig. Interessant auch: Wenn man jemanden nun zufällig trifft, heißt es dann gern, wir müssen uns unbedingt noch sehen (vor Weihnachten). Dabei haben wir uns doch gerade gesehen. Vor Weihnachten. Egal. Während die Kinder schon langsam an ihren Wunschlisten für den Heiligen Abend feilen, steht auch wieder die alljährliche Adventkalenderfrage an: Kaufen oder selber machen? Wir fühlen uns irgendwie besser, wenn wir selber die Sackerln befüllen und aufhängen. Die Erfahrung der letzten Jahre lehrt uns aber, dass man sich damit unglaublich angreifbar macht. Dann kommt in der Früh einer der Buben enttäuscht herunter und will wissen, warum beim Bruder etwas Besseres drinnen war. Die Debatten gibt’s beim gekauften Kalender nicht. In der Redaktion ist jüngst ein Adventkalender mit lauter Chips und Salzgebäck (!) zu Promotionszwecken angekommen. Und wurde flugs von den immer hungrigen Kollegen geplündert. Mitten im November. In meiner Schulzeit gab es da auch den einen Freund, der am 3. Dezember immer schon in zweistelligen Kästchennummern gewütet hatte. Ich habe mich das nie getraut, weil ich dachte, das bringt Unglück. Nur das Türchen mit der Nummer 24 vorher aufzumachen war auch meinem Freund zu heikel. Hoppala, das ist doch jetzt glatt eine Art Adventkolumne geworden.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.