Randerscheinung: Kinder, Muffeln und Euphoriker

Die unruhigste Zeit des Tages ist auch in der ruhigsten Zeit des Jahres der frühe Morgen.

Wenn sich fünf Personen innerhalb von 60 Minuten durch Küche, Bad und Garderobe wurschteln, entsteht zwangsläufig Hektik. Immer da, wo man selbst gern wäre, ist gerade jemand anderer. Der Jüngste kommt mitten in diesem Trubel mit einem unzufriedenen Gesicht zu mir. Im Adventkalender ist schon den zweiten Tag hintereinander etwas nicht so Gutes drin gewesen. Da der Älteste seinen Adventkalender eher stiefmütterlich behandelt (es gibt zwei Arten, einen Kalender zu schänden: alle Türchen auf einmal aufmachen oder gar keines), hat der Nachzügler noch eine zweite Chance. Was er dort vorfindet, gefällt ihm schon eher. Das eigentliche Problem an Weihnachten ist nämlich nicht Weihnachten, sondern unsere Vorstellung davon. Und während das, was sich Kinder so erwarten, meist recht einfach zu erfüllen ist (und wenn man sich vertut, hat man zig Chancen, alles wieder auszubügeln), sind Erwachsene da viel komplizierter.

Da gibt es die überzeugten Christmasdisten, die selbst im fortgeschrittenen Alter alles genau so haben wollen, wie sie es als Kind gekannt haben. Weicht das Fest selbst oder schon die Vorbereitung darauf nur in Nuancen davon ab, gehen sie in den Schmollmodus über (manche schieben sogar wie Kinder die Unterlippe vor). Am anderen Ende der Typologie steht der Weihnachtsmuffel, der den ganzen Advent ausgiebig nützt, allen anderen die Laune zu verderben, indem er fortwährend erklärt, wie wenig ihm das Fest bedeute, wie sehr ihm die Vorbereitungen auf die Nerven gingen und wie gut er ohne auskäme. Zwischen Kindern, Muffeln und Euphorikern stehen wir fest an der Seite des Christkinds: Wir erwarten nichts und lassen uns überraschen. Aber nur positiv.

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