Randerscheinung: Aufregungslevel

Weihnachten kann also kommen.

Der Jüngste ist schon wegen jedes einzelnen Adventkalenderkastels so aufgeregt, dass er ab vier in der Früh alle halben Stunden ruft: „Ist schon Morgen?“ Er meint nicht den Morgen, sondern das Morgen, weil er immer hört, er kann erst morgen das nächste Türl aufmachen. Insofern ist das Aufregungslevel Richtung Heiligabend fast nicht mehr steigerbar. Die Aufregung der großen Buben beschränkt sich auf die Sorge, sich zu verwünschen (also nicht im Sinn von verfluchen, sondern das falsche Geschenk auszuwählen). Da gibt es zähe Verhandlungen, ob man sich gemeinsam eine Spielkonsole wünschen soll, mit viel Kleingedrucktem zu den technischen Details. Also wenn ja, welche (es gibt ja die mit dem X und die mit dem 4er). Und wo die dann steht. Und ob der Große sie mitnehmen darf, wenn er nach der Matura auszieht. Was er hoffentlich nicht tut (ausziehen, nicht mitnehmen), zumindest wünschen sich das seine Eltern zu Weihnachten. Der Jüngste schreibt derweil mit dem Mittleren einen Brief ans Christkind, den er vor die Tür legt. Aber dann geht ihm schon nach zehn Minuten die Geduld aus, und er will, dass ich ihn sofort aufmache. Später hilft er mir beim Christbaumkauf. Nämlich wirklich. Ich kann mich nie entscheiden. Ungeschmückt, im Freien und unter zig anderen schaut so ein Baum immer ganz anders aus, als wenn man ihn dann nach Hause geschleppt, ausgepackt und aufgestellt hat. Dann nämlich ist er immer irgendwie schief und mickrig. Während ich also unseren Baum vor lauter Bäumen nicht sehe, hat der Jüngste sich schnell entschieden. „Den da!“, sagt er nach ein paar Momenten. Den Baum hätten wir auch schon. Was soll ich noch sagen?
Außer: Weihnachten kann also kommen. Und natürlich: Ihnen schöne Feiertage!

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.