Randerscheinung: Gutes Geschäft

Morgenrunde mit ein paar Erledigungen. Ich steh im Postamt in der Schlange, um einen RSb-Brief abholen. Oder RSa? Jedenfalls einen, bei dem man unterschreiben muss, und der nie gute Nachrichten enthält.

In der Post ist immer eine Schlange. Wenn gerade zufällig einmal keine Schlange wäre, ist nur ein Schalter offen, dann ist wieder eine Schlange. Ich denke mir, so eine Post muss eigentlich ein gutes Geschäft sein, wenn immer so ein Bedarf besteht. Trotzdem sperrt eine Filiale nach der anderen zu. Mit dem Brief in der Hand (natürlich war es etwas Unangenehmes) gehe ich zum Bäcker. Dort kaufe ich eine Handsemmel, zwei Kornspitz (Handkornspitz werden leider nicht angeboten) und ein Pinzenkipferl. Als das Bäckerei-Festnetz-Telefon zu läuten beginnt, bekomme ich unvermittelt eine Gänsehaut. Ich brauche ein bisserl, bis ich draufkomme, warum: Die Bäckerei hat den gleichen Klingelton wie das Telefon bei meinem Zahnarzt. Immer wenn ich im Behandlungsstuhl nach hinten gekippt warte, bis die Tortur beginnt, höre ich dieses Läuten. Kaum habe ich diesen Zusammenhang durchschaut, ist die Gänsehaut weg. Der Mensch ist auch nur ein pawlowscher Hund. Vom Bäcker gehe ich weiter in die Apotheke. Eine Apotheke muss auch ein gutes Geschäft sein, denke ich mir und stell mich dort in die Schlange. Apotheke ist auch anstrengend. Nicht nur, weil man immer warten, sondern weil man dazu auch noch so tun muss, als schaute man diskret ganz woanders hin, während am Tresen oft sehr private Dinge verhandelt werden. Ich bin dankbar, kein kompliziertes Rezept einlösen zu müssen. Ich brauch einfach nur eine Schachtel Aspirin. Gegen mein Kopfweh. Das hab ich, seit ich auf der Post war. Aspirin ist übrigens sicher auch ein gutes Geschäft.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.