Randerscheinung: Telebanking

Falls ich mich jemals gefragt habe, was ich tun werde, wenn die Kinder einmal aus dem Haus sind, weiß ich es jetzt: Telebanking!

Ich werde in der Früh aufstehen, noch früher als jetzt, auch wenn ich gar nicht muss, mich an den Küchentisch setzen, mit meinem iPad (wenn es das dann noch gibt, aber wahrscheinlich werde ich mich an nichts Neues mehr gewöhnen wollen) und der Website meiner Bank (wenn es sie bis dahin noch gibt, also in echt, weil die paar übrig gebliebenen Filialen sich ja schon heute nur mehr als überdimensionierte Selbstbedienungsfoyers entpuppen – Einschub: Es gibt übrigens kaum etwas Beklemmenderes, als in Mittagspausen, abends oder am Wochenende in so einem Selbstbedienungsfoyer vor einem Automaten zu stehen, eingeschlossen im Foyer, gleichzeitig ausgesperrt aus der richtigen Bank, auf Erlösung in Form von Bargeld zu warten. Einschub Ende). Ich werde also in mein bis dahin uraltes, langsames iPad eine Verfügernummer eingeben (die erste völlig unzusammenhängende Zahlenkolonne) und dann noch einen Code (die zweite unzusammenhängende . . .). Danach werde ich fünfundzwanzig Sicherheitshinweise wegklicken, die nur dazu dienen, strittige Haftungen von der Bank auf uns Senioren überzuwälzen. Und dann werde ich einen dieser Überweisungsaufträge ausfüllen, mit großer Konzentration auf die Zahlungsreferenz (statt Gasrechnung/April natürlich 182012371494), und ganz am Schluss, wenn der letzte Rest meines Kaffees schon fast kalt ist, mir die Augen schon tränen, werde ich versuchen, auf dem flimmernden Bildschirm genau acht Nullen in Folge (und dass ich mir da sicher bin, wird mich eine Viertelstunde meines restlichen Lebens gekostet haben) fehlerlos einzutippen, damit der IBAN stimmt. Tja. Aber noch sind die Kinder nicht aus dem Haus. 

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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