Randerscheinung: Murmelfußball

Es ist schon ein bisserl ein blödes Spiel.

Es liegen 23 Murmeln auf dem Wohnzimmerteppich, zwei Sessel sind die Tore, und dann wird die eine Murmel, die der Ball ist, mithilfe einer anderen Murmel, die einer der eigenen elf Spieler ist, in Richtung des gegnerischen Tors gerollt. Entstanden ist das Ganze, weil ich dem Jüngsten mithilfe von sieben Murmeln (ein Tormann, Viererkette und zwei Angreifer) die Abseitsregel erklären wollte. Er ist ja jetzt immerhin fünf Jahre alt, kann Rad fahren, schwimmen und einen super Dinosaurier malen, da wird es höchste Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Er hört mir aber nicht wirklich zu, als ich ihm zum Zeitpunkt der Ballabgabe den einen Angreifer einmal ins Abseits stelle, danach die gleiche Szene, diesmal aber regelkonform, nachspiele. Dafür sucht er elf gleichfarbige Kugeln heraus, dann noch einmal andere elf und will Murmelfußball spielen. Ohne Abseits natürlich. Nach fünf Minuten schiebe ich eine Murmel von ihm aus dem Weg, damit ich mir nicht das Knie anhaue, worauf er ruft: "Hey, was machst du mit dem Badstuber?" Falls Sie sich nicht für Fußball interessieren: Holger Badstuber ist deutscher Nationalspieler und arbeitet im Brotjob als Innenverteidiger bei Bayern München. Fußball ist nämlich der Kitt, der momentan unsere Familie inhaltlich zusammenhält. Das interessiert alle drei Buben, mich sowieso, und solange Jürgen Klopp noch Dortmund-Trainer ist, auch die einzige Mitbewohnerin. Verbindend quer über Generationen und Geschlechtergrenzen hinweg, würde wohl ein Politiker sagen. Ich lege Holger Badstuber also zurück auf seinen Platz und bereite mich auf den nächsten Angriff vor. David Alaba steht links vorn völlig frei. Ich weiß, es ist ein bisserl ein blödes Spiel.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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