Randerscheinung: Hundediskussion

Auf dem Spielplatz steht da also plötzlich dieses Hundebaby am Zaun.

Zuerst streichelt der Jüngste das Hundemädchen durch den Zaun, dann darf er draußen mit ihm spielen. Und natürlich ist ein Hundebaby süß. Babys sind überhaupt süß. Vor allem, wenn man sie eine halbe Stunde streicheln darf. Nachdem wir uns verabschiedet haben, geht sie wieder los, die Hundediskussion. „Warum haben wir keinen Hund?“, fragt der Jüngste mit großen Augen und zusammen mit den großen Augen des Hundebabys fällt mir im ersten Moment auch kein guter Grund mehr dafür ein. Ich hatte als Kind immer Hunde zu Hause. Und Katzen. Und Vögel. Und Mäuse. Und Kaninchen. Und vielleicht ist das genau der Grund, warum ich keine Tiere mehr haben will. Der Älteste hat uns diese Debatte erspart, ihm graust vor Tieren – vor den Haaren, vor dem Speichel, vor dem Geruch. Der Mittlere hat sich immer einen Hund gewünscht, aber zuerst hatten wir keinen Platz, dann keine Zeit und in Wirklichkeit keine Nerven für eine weitere Betreuungsaufgabe. Zu viele von den Kindern gewünschte Hunde im Bekanntenkreis wurden dann nur von den Eltern bekümmert. Der Mittlere hat die Argumentation sogar irgendwie verstanden, bis – ja, bis – wir den Jüngsten bekommen haben. „Da hat es jahrelang geheißen, wir können keinen Hund haben, weil untertags niemand zu Hause ist, aber das jetzt geht???“ Ein paar Tage später bin ich mit dem Jüngsten im Supermarkt, er bringt eine Dose Hundefutter und legt sie wie selbstverständlich ins Einkaufswagerl. „Die brauchen wir nicht“, sage ich und schaue ihn an. „Warum?“, fragt er und schaut zurück. „Weil wir keinen Hund haben“, sage ich. „Warum eigentlich?“, fragt er, lacht und bringt die Dose wieder zurück ins Regal. Bin schon gespannt, wer länger durchhält . . .

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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