Randerscheinung: Adventzeitproblem

Ich mag es überhaupt nicht, wenn der erste Adventsonntag schon im November ist.

Irgendwie fühlt es sich nach Frühstart an, eine Kerze am Adventkranz brennt schon, aber das erste Türl am Adventkalender ist noch fest verschlossen. Es sind doch bitteschön immer genau 24 und nie 26 Mal schlafen bis Weihnachten. Der kleine Sohn hat mich neulich einmal beim Stöbern in einer Fotokiste gefragt, wo er denn da eigentlich ist auf diesem älteren Familienfoto. „Du warst da noch gar nicht auf der Welt“, habe ich ihm gesagt. Und dass es ja überhaupt erst fünf Jahre her ist, seit er geboren worden ist (dabei erschrecke ich selber, weil es mir ewig weit weg vorkommt, unser Leben ohne ihn). Fünf Jahre sind nämlich noch gar nicht sooo lange, hab ich dann noch gesagt, weil er zweifelnd geschaut hat. „Fünf ist nicht viel, aber fünf Mal ein ganzes Jahr schlafen müssen ist urviel“, hat er nach einer kurzen Pause geantwortet. Dieser Denkansatz könnte auch der Schlüssel zum Knacken des Adventzeitproblems sein. Wir Erwachsenen fokussieren nämlich viel zu sehr auf die vier Adventkranzkerzen, von denen die erste jetzt am Sonntag schon brennt, also nur mehr drei übrig sind, bevor der Dezember überhaupt angefangen hat. Und wundern uns, dass wir hektisch werden, weil sich das bis zum Heiligen Abend nie alles ausgehen kann. Die Kinder wiederum schauen nur auf die unüberschaubar vielen Türln am Adventkalender und es kommt ihnen vor, als könnte die Zeit bis zum Christkind gar nie vergehen. Heuer könnten wir es einmal anders herum machen: Die Kinder starten mit nur drei Mal Adventsonntag bis zur Bescherung (das müsste doch irgendwie zu schaffen sein) und wir haben ab übermorgen noch ewig Zeit. 26 Mal schlafen!!! Da kann man schon eine Menge erledigen.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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