Randerscheinung: Weihnachten

Weihnachten also. Ich habe vor Jahren an dieser Stelle einmal von meiner Urgroßmutter erzählt.

Sie hat den Heiligen Abend immer damit verbracht, sich um das Verpackungsmaterial zu kümmern. Einpackpapier, das auch nach dem Auspacken noch gut erhalten war, befreite sie von Tixoresten und strich es glatt, damit es noch einmal verwendet werden konnte. Ich kann mich aber nicht erinnern, jemals ein Packerl gesehen zu haben, das im Jahr darauf tatsächlich mit so einem gebrauchten Einwickelpapier verpackt worden wäre.

Anders war es mit den Bändern und Schleifen, die meine Urli sorgfältig entknotete und aufrollte. Sie kamen das ganze Jahr über immer wieder zum Einsatz, wenn es galt, Geschenke mit Maschen zu versehen. Leeres Verpackungsmaterial, Schachteln und Kartons waren am Ende des Heiligen Abends jedenfalls fein säuberlich zusammengelegt und fertig zum Abtransport zur Mülltonne (die Altpapiersammlung steckte ja noch in den Kinderschuhen). Daran musste ich neulich denken, weil der Jüngste nun definitiv aus dem Alter heraußen ist, in dem man sich nicht sicher sein kann, ob das Geschenk oder die Verpackung mehr Freude bereitet. Aber immerhin macht es noch keinen Unterschied, ob ein Geschenk groß oder klein, billig oder teuer ist. Es ist schon interessant zu beobachten, wie Kinder nach und nach ihre materielle Unschuld verlieren. Um dann, wenn sie größer sind (wie die beiden Älteren) plötzlich wieder Wert darauf zu legen, Weihnachten einfach zusammen zu verbringen. Die Geschenke, die jahrelang über das Gelingen von Weihnachten entschieden haben, werden wieder zur Nebensache. Apropos: Ich habe mich vergangenes Jahr dabei ertappt, wie ich schon während der Bescherung begonnen habe, das Papier aufzuräumen. Frohe Weihnachten!

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