Randerscheinung: Blumenschenker

Am Sonntag ist Valentinstag. Ich schreibe also, wie jedes Mal, wenn ich über den Valentinstag schreibe, dass ich lange Zeit gedacht habe, dieser müsse auf einen Dienstag fallen.

Und Achtung!!! Der Valentinstag ist eine riesengroße Falle. Gestellt vom Blumenhandel und der Drogeriemarktwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Schmuckindustrie und Werbewirtschaft oder wem immer. Jedenfalls dient dieser Tag natürlich überhaupt nicht dazu, Liebe aller Art zu erklären, sondern im Gegenteil Lieblosigkeit aufzudecken und den (zu 99,82222 periodisch männlichen) Lieblosen bloßzustellen. Aber natürlich anders als gedacht, deshalb hat der durchschnittliche Lieblose, dem die Bloßstellung ja recht geschieht, auch nach Jahrzehnten des Valentinstages die Falle immer noch nicht durchschaut. Dabei ist es so einfach: Wer am Valentinstag mit Blumen aufwartet, das aber sonst nie tut, erinnert die Betroffene (die Bezeichnung passt in mehrfacher Hinsicht) eindringlich daran, dass sie sonst nie, nie, nie Blumen bekommt, außer es wird in Radio, Fernsehen und Plakaten intensivst eingefordert. In diesem Fall aber sind nie Blumen, auch am Valentinstag nicht, immer noch besser als Blumen nur am Valentinstag. Weil man nämlich durchaus auch ein Kein-Blumen-Schenker sein kann und trotzdem aufmerksam und liebevoll, aber nur dann, wenn man auch tatsächlich ein Nie-Blumen-Schenker bleibt. Zumindest am Valentinstag. Ein Nie-Blumen-Schenker, der am Valentinstag Blumen bringt, entlarvt sich aber als Blumenschenker, der sonst nie daran denkt. Wenn Sie allerdings ohnehin regelmäßig Blumen schenken, können Sie auch am Valentinstag welche mitbringen. Müssen aber nicht. Der Dienstag danach eignet sich genauso. Und nächstes Jahr fällt der Valentinstag dann wirklich auf einen Dienstag.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.