Randerscheinung: Pubertät

An der Spitze der Liste jener Dinge, über die wir wenig wissen, steht unangefochten der Tod.

Daran wird sich aus naheliegenden Gründen auch nichts mehr ändern. Danach kommen so diverse Weltraumdinge, wo das All anfängt und aufhört und solche Sachen. Je besser die Raketen, desto mehr werden wir irgendwann wissen. Dahinter folgen die Träume. Kaum glaubt man, man hat einen erwischt, ist er auch schon wieder fort. Und auf – sagen wir – Platz vier kommt dann schon die Pubertät. Mit der verhält sich es nämlich so, wie ein gescheiter Mensch, der selbst gerade in der Pubertät ist, sinngemäß gesagt hat: Verlässlich über die Pubertät Auskunft geben könnten nur Pubertierende, die können aber nicht verlässlich Auskunft geben. Fast das gleiche Problem wie bei Punkt eins der Liste also. Wer nämlich nach absolvierter Pubertät über seine Erfahrungen spricht, gleicht demjenigen, der versucht, seinen Traum zusammenzuklauben, nachdem er aufgewacht ist. Außer Bruchstücken kommt nicht viel raus. Der Oberstufler, um auch einmal konkret zu werden, zu normalen Zeiten ein Ausbund an Kommunikationslust und Offenheit, befindet sich momentan entweder (selten genug) im Active Mode, der sich vor allem durch seine Emotionsspitzen auszeichnet, oder aber (überwiegend) auf Stand-by. Da geht dann nicht so viel. Auch nicht, einen Auslandsaufenthalt im Sommer zu planen. „Was machen denn deine Freunde?“ „Keine Ahnung.“ „Aber du wirst sie doch schon einmal gefragt haben.“ „Über so etwas reden wir nicht.“ „Über was redet ihr denn?“ „Über nichts, was weiter in der Zukunft liegt als morgen und weiter in der Vergangenheit als gestern.“ Er ist dann in sein Zimmer gegangen. Und ich weiß wieder ein bisschen mehr über die Pubertät. Das mit dem Sommer lassen wir jedenfalls bleiben.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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