Randerscheinung: Vatertag

Zurzeit läuft also immer der Fernseher. Immer, immer. Nun schon seit einer Woche. Am Vatertagswochenende war das noch einigermaßen o. k.

Erstens war ja Vatertag, und zweitens war die Europameisterschaft erst zwei Tage alt. Apropos Vatertag: Der Jüngste hat mich neulich relativ unvermittelt gefragt, ob ich manchmal „so was“ um den Hals trage, wenn ich mich schön mache. Und ich habe gefragt: „Du meinst eine Krawatte?“ Und er hat genickt, und ich hab gesagt, eigentlich kaum einmal, weil es wahnsinnig unbequem ist, weil schon der oberste Hemdknopf sehr quetscht, und dann noch den Strick drumherum und überhaupt auch stilistisch-politisch . . . Und er hat mich länger angeschaut und das Thema dann nicht weiterverfolgt. Zwei Wochen später wusste ich, wie er darauf gekommen ist (ich und Krawatte ist ja wirklich alles andere als naheliegend): Ich habe zum Vatertag nämlich eine im Kindergarten selbst gebastelte Karte bekommen, auf der eine ausgeschnittene Krawatte klebt. Nur um die Geschichte noch abzurunden: Auf der Muttertagskarte klebt ein Herz . . . Einschub Ende. Der Mittlere hat jedenfalls neulich beim Fußballschauen (wobei es eben während der Europameisterschaft einfacher wäre zu sagen, wann nicht Fußball geschaut wird . . .) gemeint: „Es ist eigentlich gemein: Da sind 50.000 Menschen im Stadion, und nur 22 dürfen mitspielen.“ Den Gedanken kenne ich gut. Bis vor Kurzem habe ich es nämlich auch kaum ausgehalten, nicht mitspielen zu dürfen, wenn irgendwo ein Ball gerollt ist. Das ist eine zentrale Kindheitserinnerung: sehnsuchtsvoll so lang neben einem Feld zu stehen, auf dem fremde Kinder kicken, bis man endlich auch mitspielen darf. Mittlerweile schaue ich manchmal ganze gern nur zu. Was einfach ist, wenn immer der Fernseher läuft. Immer, immer. 

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