Randerscheinung: Insektengespräche

„Papa, sind die Fliege und die Gelse eigentlich Freunde?“, fragt mich das Noch-Kindergartenkind da neulich am Frühstückstisch.

„Kann schon sein, aber das weiß ich nicht so genau, warum denn?“ „Weil ich gestern beim Fußballschauen eine Fliege verscheucht hab und mich heute in der Nacht eine Gelse gestochen hat.“ „Du meinst, die Gelse hat vielleicht die Fliege gerächt?“ „Ja, weil ich so gemein zu ihrem Freund war.“ „Hm. Kann schon sein, dass sie Freunde auch sind, aber die Gelse sticht dich nicht wegen der Fliege, sondern weil sie dein Blut trinken will. Die lebt davon, das ist ihr Essen.“ „Die Gelse trinkt mein Blut???“ „Ja, wie die Vampire aus dem ,Der kleine Vampir‘-Buch, nur braucht sie so wenig, dass du es gar nicht merkst, weil sie so klein ist.“ Kurze Nachdenkpause.

„Aber man wird nicht selbst zu einer Gelse, wenn man von einer Gelse gestochen wird?“ Das wäre eigentlich eine gute Erklärung dafür, warum es so viele Gelsen gibt, denk ich mir und sage: „Nein, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, das ist nur bei Vampiren so. Und die gibt’s in echt ja gar nicht.“ „Gelsen gibt es aber schon in echt.“ „Ja die schon.“ Wieder Pause.

„Die Gelse kann doch mit der Fliege gut befreundet sein, weil die Fliege kein Blut hat.“ „Wahrscheinlich ist das so. Welche Insekten magst du denn gern?“ „Gelten da auch Spinnen?“ „Das sind schon Insekten, aber ich meine jetzt von denen, die so herumfliegen.“ Längere Pause. „Was ist schnell eine Wespe?“ „Das sind die, die ausschauen, als wären sie bei Borussia Dortmund, so gelb-schwarz gestreift.“ „Aha, dann mag ich eine Hornisse am liebsten.“ „Warum ausgerechnet eine Hornisse???“ „Weil mich die noch nie gestochen hat.“

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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