Randerscheinung: Schnitzeljagdepidemie

Der Mensch braucht zum Leben ja bekanntlich nicht viel mehr als Luft, Wasser, WLAN und ein wenig Nahrung hie und da.

Seit die digitale Schnitzeljagdepidemie (ich dachte ja lang, Schnitzeljagd habe etwas mit Wiener und nicht mit Papierschnitzel zu tun) um sich greift, hat sich die Reihenfolge noch einmal geringfügig verschoben: Luft, WLAN, Wasser und danach erst der ganze Rest lautet sie nun. Dass die „Pokémon Go“-App ausgerechnet während des Urlaubs auf der Minotaurusinsel erstmals auch mit österreichischen Zugriffsdaten erhältlich ist, hat freilich nicht nur Nachteile. Plötzlich sind kleine Tierchen im Hotelzimmer kein Grund mehr, in der Rezeption anzurufen (auf meinem Handy findet sich seither ein recht ansehnliches Bisasam-Exemplar in Gefangenschaft). Der allabendliche Vorschlag, in der Gruppe noch etwas am Strand spazieren zu gehen, findet seit dem Download der App auf alle verfügbaren Mobilendgeräte ungeteilte Zustimmung. Man muss nur darauf achten, dass der angehende Volksschüler nicht ertrinkt, weil er so konzentriert schauen muss, ob da nicht im Meer ein Wasserpokémon zu finden ist. Und plötzlich wollen alle drei Buben auch in die nahe gelegene Stadt fahren, um sich ein bisserl umzuschauen. Allerdings komme ich bald drauf, dass die schöne, alte Kirche nur deswegen unbedingt angesteuert werden musste, weil sich daneben ein Pokéstop befindet. Nur falls es Sie interessiert (falls nicht, weiß ich allerdings auch nicht): Um die virtuellen Monster zu fangen, muss man sie mit Bällen treffen, die man sich an diesen Punkten auf das Handy laden kann. Ich hab in dem kleinen Café neben der Kirche übrigens einen entzückenden Zubat gefangen. Und jetzt sollten wir schnell zurück ins Hotel, dort ist der Empfang doch um vieles besser.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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