Randerscheinung: Schulzeit

Schule also wieder. Zumindest in Wien.

Während der Zivildiener (neue Lage: zwanzig Tage) noch in aller Freiheit überlegt, wann und in welcher Intensität er danach wieder in den Uni-Betrieb einsteigt, hat der Mittlere „überhaupt keine Lust“ auf vertiefende Erfahrungen mit der Oberstufe. Was aber nichts daran ändert, dass es nächste Woche wieder so weit ist. Der Jüngste ist derweil noch mit Dingen wie einer frischen Schachtel Buntstifte, neuen Hai-Patschen und der Versicherung „nun schon irgendwie auch ein Großer zu sein“ für den neuen Abschnitt zu ködern. Man kann nur – für ihn und uns – hoffen, dieser Zustand möge möglichst lange andauern. Denn wie man es auch dreht und wendet: So unfrei wie in der Schulzeit ist man später im Leben kaum wieder. Auch wenn man sich als Erwachsener manchmal in einem Hamsterrad gefangen sieht, könnte man es wohl trotzdem irgendwie anhalten. Und wenn doch nicht: Man ist immerhin irgendwann einmal selbst eingestiegen. Als Schüler ist man Schüler. Das kann man mögen, das kann man hassen, ändern kann man es aber nicht. Gut, dem Jüngsten werde ich das an seinem ersten Schultag vielleicht noch nicht genau so sagen. Ich nehme übrigens an, dass zu den ersten Kulturtechniken, denen er in der Volksschule begegnen wird, immer noch das Alphabet gehört. Das dramatisch an Stellenwert verloren hat. Hat man doch vor Google vom Telefonbuch bis zum Wörterbuch alles anhand von Registern in ABC-Reihenfolge durchsucht. Entsprechend sicher und schnell war man im geistigen Herunterrattern der einzelnen Buchstaben auch. Stadt, Land, Fluss hat noch ein Übriges getan. Gibt man heute einem Jugendlichen ein Wörterbuch in die Hand, wird er es skeptisch anschauen und zum Handy greifen. Eine ziemlich überlegene Kulturtechnik übrigens.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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