Randerscheinung: Lacher

Aus dem Wohnzimmer dringen Tiergeräusche. Als ich nachschauen gehe (es brüllt gerade ein Löwe), sitzt der Mittlere vor seinem Handy.

„Was machst du da, um Himmels willen?“, frage ich. „Ich schaue mir Tiergeräusche an“, meint der Sohn, lässt ein grauenhaftes Geräusch erklingen, dazu läuft ein YouTube-Filmchen. „Brüllaffen“, meint er nur und muss so laut lachen, dass man die Brüllaffen nicht mehr hört. „Wäre ich nie daraufgekommen“, sage ich. Danach folgen noch ein Hund, der immer Samstagmittag das Sirenengeheul nachmacht, und zwei Kühe, von denen allerdings nur eine muht. Dafür für zwei. Der Jüngste hat neulich sehr lachen müssen, als ich ihm den „Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe“-Kalauer erzählt habe. Sechsjährige sind unglaublich dankbare Zuhörer. Sie verstehen schon erstaunlich viel (also die Mühedoppeldeutigkeit) und müssen dann wirklich lachen. Man merkt erst wieder, wie oft Erwachsene nur aus Höflichkeit, Scham, Verlegenheit oder damit es nur ja nicht ruhig wird, lachen, wenn man einen kleinen Buben lachen hört. Am Abend im Bett fragt mich der Jüngste dann, wie viele Tage es noch dauert, bis er zehn Jahre alt ist. Da ich vier mal 365 nicht so ohne Weiteres (schon gar nicht im Dunkeln, im Liegen, nach 20 Uhr) genau ausrechnen kann, sage ich: „Viel mehr als 1000 Tage.“ „What the fuck!“, sagt der Erstklassler und muss wieder lang lachen. Nein, es hat nicht nur Vorteile, wenn man ältere Brüder hat. Aber schon viele. Der Älteste ist ja nun endgültig Student. Wie lang (und weit) man selbst schon von der Uni weg ist, kann man daran ermessen, wie sehr man sich darüber wundert, wann das Semester so richtig losgeht. Soll jetzt niemand sagen, das ist ja zum Lachen. Das klingt nämlich dann anders.

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