„Mensch, ärgere Dich nicht“

Der Jüngste hat neulich das „Mensch, ärgere Dich nicht“ ausgegraben.

Nicht das „Mensch, ärgere Dich nicht“, das jeder kennt, sondern eine ziemlich geschmacklose Magnet-Reise-Version des Spieleklassikers, in der sich rosa Käfer, türkisfarbene Fliegen, gelbe Bienen und schwarze Spinnen gegenseitig daran zu hindern versuchen, als Erster alle Figuren nach Hause zu bringen. Was das Spielen angeht, sorgt der Nachzügler für eine interessante Mischung: Neben ganz neuen Entdeckungen wie „Dobble“ werden die alten Spiele ganz hinten im Kasten gerade wieder hervorgekramt, und so haben wir nach langen Jahren heuer auch schon „Scrabble“ gespielt.

Und es war wirklich lustig, obwohl ich Gesellschaftsspiele eigentlich nicht besonders mag. Mit Spielen ist es wie mit allem, sie kommen in und aus der Mode. „Trivial Pursuit“ zum Beispiel, zusammen mit dem Zauberwürfel der Spielehit meiner Kindheit, spielt kein Mensch mehr. Hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass diese Wissensfragen keinen Sinn mehr haben, seit man googeln kann. „Mensch, ärgere Dich nicht“ jedenfalls funktioniert zu zweit auch nur bedingt. Der Jüngste und ich begegnen uns recht selten auf dem Spielfeld, und als ich ihn doch einmal hinausschmeiße, reagiert er ungehalten. „Es heißt ,Mensch, ärgere Dich n-i-c-h-t‘“, sage ich wenig originell. ­

„Ich ärgere mich auch nicht, ich bin traurig“ ist die entwaffnende Antwort. Und ­richtig. Als wir am Abend eine Partie ­zu viert spielen und ich als Einziger noch alle rosa Käfer draußen habe und es nicht schaffe, einen Sechser zu würfeln, um rauszukommen, sondern immer nur Einser, während alle anderen schon mindestens eine Figur im Ziel haben, macht mich das auch eher traurig als wütend. „Mensch, kränk Dich nicht“ wäre ohnehin eine mindestens genauso wichtige Übung für das ­Leben . . .

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