Randerscheinung: Fieber

"Und, hast du Fieber?", frage ich den Jüngsten, der gerade mit dem Ohrenthermometer hantiert.

„Ja, 101,3“, ruft der Bub erschrocken. Ich sage „ Gib her!“, um den vermeintlichen Irrtum aufzuklären, aber da steht tatsächlich „101,3“. Das Fieberthermometer hat sich offenbar in der Reisetasche, in die ich es kurz vor Abfahrt nach Italien mit Vorahnung, aber achtlos, hineingeworfen habe, selbstständig auf Fahrenheit umgestellt und lässt sich auch nach mehreren Versuchen nicht auf Grad Celsius zurückprogrammieren. Also versuche ich eine erst ungefähre Umrechnung mit meinem Ray-Bradbury-Wissen: Wenn bei 451 Fahrenheit Papier zu brennen beginnt, dann sind 101,3 . . . Nein, so kommen wir nicht weiter, weil Körpertemperatur auf 30 Grad genau hilft gar nichts. Nachdem ich kurz überlege, im Netz die Thermometergebrauchsanweisung zu suchen, google ich lieber den Fahrenheit-Celsius-Rechner: 38,5. Also Fieber.

Kein Wunder: Erstens werden Kinder (auch Erwachsene eigentlich) gern im Urlaub krank, was zumindest die Betreuungsfrage einfach macht. Und zweitens ist die Karwoche an der Adria immer so eine Sache. Nie sonst sieht man Menschen in Daunenjacken und Badehosen nebeneinander. Heuer sind es besonders viele Anoraks, weil die Osterskifahrer wegen des späten Termins zwar zähneknirschend auf erste Meertage ungeschwenkt sind, aber dafür das Skigewand gleich anbehalten haben. Während wir routinierten Osteradriatiker am Strand die weit bessere Figur machen, ist so eine warme Jacke im April beim Abendessen im Freien schon eine feine Sache. Also bleiben wir eben heute mit dem Jüngsten im Zimmer. Der neueste Wetterbericht in Fahrenheit: „99,9“. Das geht ja schon in die richtige Richtung. Und den Bradbury sollte ich sowieso einmal lesen.

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